Über acht Jahre arbeitete der blinde Psychologiestudent der Universität Wuppertal Matthias Fuchs an seiner Idee. Das Ergebnis, das sein Dozent Jürgen Schlingensiepen realisierte, erhielt bei der Messe RehaCare International in Düsseldorf einen der 14 Preise der Europäischen Union. Das Gerät mit der Bezeichnung "Bücherfuchs" scannt umfangreiche Bücher automatisch ein.
Um Anbieter von Waren und Dienstleistungen in den Mitgliedsländern zu animieren, ihre Produkte für Menschen mit und ohne Behinderungen gleichermaßen erkennbar, erreichbar und benutzbar zu gestalten und wirksamere Hilfsmittel anzubieten, hatte die EU-Kommission erstmals den Wettbewerb ausgeschrieben. Prämiert wurden Produkte aus den Bereichen "Design for all (von allen benutzbar)" und assistiver, also unterstützender Technologie. Von den mehr als 200 Beiträgen aus 17 Ländern kamen 47 in die engere Wahl. Deutschland stellt sieben der 14 Preisträger. Ausgezeichnet wurden unter anderen die Firma Binom Produkt-Design in Aachen für ihr lokalisierbares Senioren-Handy und die Livereader GmbH aus Hoppstädten-Weiersbach in Rheinland-Pfalz für das multifunktionale Bildschirm-Lesegerät, das Texte vergrößert und gleichzeitig auch in Sprache umsetzt.
Die Polytechnische Universität Mailand holte sich mit der Erfindung "Listening to the Clothes" ebenfalls eine Auszeichnung. Dabei handelt es sich um einen Chip, der Bekleidungsmerkmale wie Farbe, Größe, Pflegehinweise speichert und in Sprache wiedergibt. Ein weiterer Preis ging an Ploemeur in Frankreich für Hippocampe, einen Sport- und Fun-Rollstuhl, der auf schwierigem Gelände eingesetzt werden kann, schwimmfähig und wasserfest ist.
Acht Projekte, die Jungen und Mädchen bis 21 Jahre im Rahmen des Wettbewerbs "Jugend forscht" zur Lebenserleichterung behinderter Menschen ausgetüftelt haben, bekamen den Sonderpreis der Düsseldorfer Messe. So haben Schüler des Sally-Bein-Gymnasiums in Beelitz (Brandenburg) ein Gerät konstruiert, mit dem die Höhe des Rollstuhls geändert werden kann. Eine weitere Erfindung hilft Rollstuhlfahrern mit Gedächtnisschwäche beim Einkaufen. Auf dem Touchscreen sehen sie etwa, was ihnen die Verkäufer in den Korb gelegt haben und was die Waren kosten. Falls sie vorher den Betrag, den sie ausgeben wollen, dem Gerät anvertraut haben, sehen sie, wie viel Geld noch übrig ist.
Eine Innovation präsentierte der Kfz-Meister Helmut Kneth aus Krems in Österreich mit dem "Sockenanzieher" unter der Bezeichnung "XSOX Boy". Damit wird vor allem für ältere Menschen das An- und Ausziehen der Strümpfe mühelos. Ein weiteres Gerät des Österreichers macht das langwierige An- und Ausziehen von Stützstrümpfen zum Kinderspiel. Ein auf Paketmaß zusammenfaltbares Dreirad "R33" aus Italien ermöglicht mobilitätsbehinderten Menschen, sich in ihrer Umgebung leicht zu bewegen. Die transportable Toilette von der Firma Toshimasa Ariake aus Japan ist für mobilitätsbehinderte Menschen eine große Hilfe. Sie sieht aus wie ein gewöhnlicher Stuhl, ihre Höhe und Sitzfläche kann mit Tastendruck dem Körper angepasst werden. Ebenfalls auf Knopfdruck kann man sich mit warmen oder kaltem Wasser reinigen und trocken pusten lassen. Der Tank in der Rückenlehne lässt sich leicht herausnehmen und hygienisch einfach entsorgen. Falls sich ein deutscher Vertreiber dafür findet, soll das Gerät 750 Euro kosten und teuere Installationsveränderungen in Wohnungen ersparen.
Die Firma Reinecker Rehatechnik aus Alsbach-Hähnlein präsentierte eine kleine elektronische Leselupe, die Schriftstücke bis 15-fach vergrößert auf dem Mini-Bildschirm wiedergibt. Eine bedeutende Neuheit für blinde Computernutzer stellte der Hilfsmittelhersteller Handy Tech aus Horb in Schwarzwald vor. Mit ihren Blindenschriftzeilen, auf denen der Bildschirminhalt ertastet wird, können sehgeschädigte Menschen künftig ohne Kabel über Bluetooth-Technologie den PC bedienen.
Für Menschen, die von Kopf an gelähmt sind, stellen mehrere Firmen Hilfen aus, mit denen sie selbstständig ins Auto einsteigen und es fahren können. Dabei ersetzen Joystick und Hebel Lenkrad und Pedale. Diese Zusatzeinrichtungen kosten etwa 25.000 Euro. Finanziert werden sie von den Rehabilitationsträgern allerdings nur für Arbeitsuchende oder Beschäftigte. Im Gegensatz zu anderen Hilfsmitteln bezahlen die Krankenkassen Fahrzeughilfen nicht, auch wenn sie nur die einzige Hilfsquelle wären.