Ohne allzu großen Pomp und Aufwand präsentiert sich das im Südwesten Irlands am Atlantik gelegene Cork als Europäische Kulturhauptstadt für das Jahr 2005. Die zweitgrößte Stadt Irlands ist mit nur 120.000 Einwohnern die kleinste Stadt, die sich bisher mit diesem heißbegehrten Titel für die Dauer von zwölf Monaten schmücken kann. Seit 1985 werden jedes Jahr eine oder mehrere Städte in der EU zur Kulturhauptstadt gekürt, in den vergangenen 20 Jahren waren dies insgesamt 30 Städte, darunter Athen, Saloniki, Stockholm, Graz, Salamanca, Lille, Genua und Weimar.
Cork stehen mit 13,5 Millionen Euro nur relativ geringe Finanzmittel für seine Aktivitäten zur Verfügung, dabei ist der Zuschuss der EU bereits eingerechnet. Dennoch sind bis Ende des Jahres rund 4.000 kulturelle Veranstaltungen der verschiedensten Art geplant. Da man sich Weltstars nicht leisten kann, bieten sich den örtlichen, regionalen und nationalen Künstlern viele Möglichkeiten der Präsentation. Für EU-Kommissar Jan Figel, zuständig für Erziehung, Ausbildung, Kultur und Vielsprachigkeit, ist die diesjährige Kulturhauptstadt wiederum ein Zeichen für den Reichtum und die Vielfalt der europäischen Kultur ebenso wie für das gemeinsame kulturelle Erbe.
Die Bundesrepublik Deutschland kann erst wieder für das Jahr 2010 eine Stadt für diesen Titel nominieren. Zehn Städte aus zehn Bundesländern haben bereits ihre Kandidatur präsentiert und ihre Werbekampagnen gestartet. In diesen Wochen inspiziert eine Jury für die Kultusministerkonferenz die Bewerber; diese wird dann dem Bundesrat ihre Vorschläge unterbreiten. Es wird erwartet, dass der Bundesrat noch im Juni vier bis fünf Städte auswählen und an die Jury der EU weiterleiten wird. In Brüssel wird dann die endgültige Auswahl der Kulturhauptstadt Europas für 2010 getroffen werden.
Nach einer Vorauswahl auf Länderebene konkurrieren folgende Städte: Görlitz, Kassel, Regensburg, Halle, Potsdam, Bremen, Braunschweig, Karlsruhe, Essen und Lübeck. Kassel, die Stadt der "documenta", hat sich dieser Tage schon in der EU-Vertretung Hessens in Brüssel präsentiert. Ministerpräsident Roland Koch, Landtagsvizepräsidentin Ruth Wagner, Kassels Oberbürgermeister Georg Lewandowski und der Künstlerische Leiter der documenta 12, Roger M. Buergel, zeigten sich überzeugt davon, dass die Stadt die ideale Wahl wäre. Schliesslich lautet die Werbebotschaft der Hessen auch "Kassel gewinnt - auf dem Weg zur Kulturhauptstadt Europas 2010". Es gilt als sicher, dass für das Jahr 2010 auch eine ungarische Stadt zur Kulturhauptstadt Europas ausgewählt werden wird. Die letzte deutsche Kulturhauptstadt war im Jahre 1999 die Klassikerstadt Weimar, nicht zuletzt aus Anlass des 250. Geburtstags von Johann Wolfgang von Goethe.