Darstellungen über die Klassiker der politischen Theorie gibt es viele. Dass immer wieder neue Arbeiten erscheinen, ist ein erfreuliches Zeichen für die Attraktivität der großen Denker, auch für die Breite ihres Denkens, das immer wieder andere Interpretationen aus verschiedensten Blickwinkeln und Zeiterfahrungen herausfordert.
Etwas unterbelichtet blieben lange die einflussreichen Denker des 20. Jahrhunderts. Dem hilft jetzt eine für den Einstieg gedachte Einführung aus dem Beck Verlag in die "Klassiker der Politikwissenschaft" ab. Die Autoren sind Hochschullehrer in Bochum und Wuppertal; sie haben zur Geschichte der Politikwissenschaft mehrere große Studien vorgelegt. Auch sie beginnen (natürlich) mit Aristoteles und haben Macchiavelli und Tocqueville mit aufgenommen, aber gar nicht das 18. Jahrhundert mit seiner Heerschar großer Aufklärer. Dafür ist man schon im neunten der 22 Kapitel bei Max Weber, danach Joseph Schumpeter, mit dem man dann ganz im 20. Jahrhundert ist.
Dann folgen Autoren, die zumindest der mittleren und älteren Generation noch persönlich in Erinnerung sein dürften: Ernst Fraenkel zum Beispiel, der in den 60er-Jahren an der FU Berlin die Politikwissenschaft fest etablierte; Carl Joachim Friedrich und Hannah Arendt, die von unterschiedlichen Ansätzen her das Phänomen totaler Herrschaft im 20. Jahrhundert zu ergründen versuchten; Leo Strauss, der einflussreiche Emigrant aus Deutschland, der noch immer mehr in den USA als hierzulande rezipiert wird; Karl W. Deutsch, der den kybernetischen Ansatz in die Politikwissenschaft einbrachte und noch im hohen Alter sein internationales Prestige für das Wissenschaftszentrum Berlin einsetzte; Stein Rokkan und Johan Galtung, beide aus den skandinavischen Staaten, die - ohne sie schon so zu nennen - die Globalisierung der Welt thematisierten; schließlich die einflussreichen Amerikaner Hans J. Morgenthau (siehe zu ihm auch Seite1), David Easton, Robert O. Keohane und Joseph S. Nye.
Alle Beiträge sind nach dem gleichen Schema geschrieben: Einem kurzen Abschnitt zum Leben des jeweiligen Wissenschaftlers folgt eine Darstellung und dann eine Würdigung des Werkes. Am Ende jeweils ausführliche Literaturverzeichnisse. Die Autoren sind durchweg Kenner "ihres" jeweiligen Klassikers. Insgesamt eine sehr informative Einführung.
Wilhelm Bleek/Hans J. Lietzmann (Hrsg.)
Klassiker der Politikwissenschaft.
Von Aristoteles bis David Easton.
Verlag C. H. Beck, München 2005; 320 S., 14,90 Euro