Ihr müßt Euch mehr einmischen!" So lautete 1992 die Forderung von Wissenschaftsminister Erhard Busek an die österreichischen Zeitgeschichtler. Das Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck nahm die Forderung auf und organisierte 1993 den ersten österreichischen Zeitgeschichtetag. Ziel war die Präsentation der universitären und außeruniversitären Zeitgeschichte-Forschung mit nationalen und internationalen Themen.
Das war der Beginn: Seither findet der Zeitgeschichtetag alle zwei Jahre in Österreich statt, die Ergebnisse werden in Buchform präsentiert. Die vorliegende Bilanz ist das Ergebnis des 6. Österreichischen Zeitgeschichtetages 2003 in Salzburg, der unter dem Motto "Kunst - Kommunikation - Macht" stand. In 30 Panels wurden insgesamt 140 Vorträge gehalten. Es ging um NS-Kulturpolitik, NS-Kunstraub in Österreich, um "Blut und Boden", um Widerstand von 1933 bis 2000, um Kunst und Konflikte, Kunst und Macht, um audiovisuelle Vermittlung von Zeitgeschichte und Zeitgeschichte im virtuellen Raum, aber auch um "Bilder-Schlachten" bis hin zur Frage, ob ein Museum Verbrechen gegen die Menschheit kommunizieren kann. In Anlehnung an den traditionsreichen deutschen "Historikertag" wurden auch in Salzburg wichtige Projekte vorgestellt.
Fazit: Die Zeitgeschichte-Forschung in Österreich war nie so lebendig, so konkurrenzfähig mit anderen Ländern wie in den vergangenen Jahren. Mit dem neuen Universitätsgesetz wird sich das leider ändern: Im Jahr 2005 wird es schon keinen österreichischen Zeitgeschichtetag mehr geben.
Ingrid Bauer/Helga Embacher/Ernst Hanisch/Albert
Lichtblau/Gerald Sprengnagel (Hrsg.)
Kunst - Kommunikation - Macht.
Sechster Österreichischer Zeitgeschichtetag 2003.
Studienverlag Innsbruck/Wien/München/Bozen 2004; 546 S., 57,- Euro