An den Ostgrenzen Litauens und Estlands kamen die Grenzposten einer ganz neuen Art "Maulwurfsschmugglern" auf die Spur: Im Erdreich fanden die Beamten kilometerlange Schlauchverbindungen, mit denen Wodka aus Russland und Weißrussland im wahrsten Sinne des Wortes in die Europäische Gemeinschaft "gepumpt" wurde. Das berichtet die deutschsprachige Monatszeitung "Baltische Rundschau", die in Vilnius erscheint.
Dem Erfindungsreichtum der Schmugglerbanden sind offenbar keine Grenzen gesetzt: bei einem in Estland aufgedeckten Fall stießen die Polizisten auf eine Wodka-Pipeline, die von der russischen Stadt Iwangorod durch einen Grenzstausee bis in die kleine Stadt Narva führte. Der Schlauch endete in einer 1500 Liter fassenden Zisterne eines Spezial-Fahrzeugs, das den Alkohol dann direkt in eine Abfüllanlage brachte. In einem anderen Fall wurde der begehrte Stoff in einem fast drei Kilometer langem Schlauch in einem Meter Wassertiefe erst durch das litauisch-weissrussische Grenzflüsschen Narkuna und danach unterirdisch über Wiesen und Felder direkt in ein litauisches Wohnhaus transportiert. Auch der Schmuggel mit Zigaretten über das Baltikum in die EU hat in der Vergangenheit zugenommen. Allein im vergangenen Jahr sollen 3,2 Millionen Packungen illegal über die Grenzen befördert worden sein - die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Da viele der Grenzen sowohl technisch als auch personell noch nicht ausreichend gesichert sind, haben Schmuggler oftmals leichtes Spiel. Auch auf Wunsch der neuen Mitlgliedsstaaten hat die EU jetzt Hilfe zugesagt. Noch im Frühjahr soll eine "Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen" ihre Arbeit aufnehmen. Der Sitz der neuen Behörde steht noch nicht fest. Doch eines ist sicher: Schmuggler an den Außengrenzen werden bald noch einfallsreicher sein müssen.