Eiszeit 6432: Dort, wo sich früher das alte Deutschland erstreckte, ruht jetzt das ewige Eis. Findige Forscher entdecken unter den Gletschern Überreste der längst vergangenen Kultur. Wundersame Bauten mit riesigen Sitzungssälen, Tribünen und Kuppeln, Tiefgaragen und Fuhrparks. Was haben die Menschen in diesen Gebäuden gemacht? Schnell wird klar, dass es Orte der Politik, Zentren der Macht gewesen sein müssen. Um mehr zu erfahren, taucht ein mutiger Wissenschaftler ab in diese vereisten Labyrinthe, hinein in die Ruinen der frühen deutschen Demokratie.
Deutschland, Schnee von gestern? Jedenfalls im PC-Spiel "Föderalion. Das Rätsel unter dem Eis", das der Bundesrat letzte Woche präsentierte. Bundesratsdirektor Dirk Brouër empfahl den anwesenden Eltern schon mal, es ihren Kindern ins Osterei zu packen.
Was der Bundesrat etwas trocken als "Lernabenteuer" bezeichnet, soll nach dem Wunsch der Planer Kindern und Jugendlichen spielend Wissen vermitteln und ihr Interesse an Politik wecken. Ob Bundesrat oder Bundestag, Bundesverfassungsgericht oder die Landtage, Föderalismus oder das Gesetzgebungsverfahren - auf ihrer Reise durch die sechs Levels des Spiels erfahren die Schüler, was das eigentlich alles ist und wie es funktioniert.
Nicht ganz einfach sei es gewesen, das Spiel zu entwickeln, räumte Ulrich Bähr, der Projektleiter von "Föderalion", ein: "Es geht um ein sehr sperriges, äußerst komplexes Thema, das die Zielgruppe leider nur bedingt interessiert. Unsere Aufgabe war es, ein Konzept zu entwickeln, das möglichst viele Kinder und Jugendliche anspricht, sie neugierig macht, auch wenn sie sich mit Politik bisher nicht auseinandergesetzt haben."
Zumindest bei den Erwachsenen kam das an. Bei der Präsentation des Spiels wurde reichlich geschmunzelt und gekichert. Unmittelbar nach Ende der Pressekonferenz klickten sich die Ersten auf den bereit gestellten PCs durch die Levels. Doch die Zielgruppe ließ sich nicht so schnell beeindrucken. Julia und Julia, die beiden Mädchen aus der zehnten Klasse der Martin-Buber-Oberschule in Spandau, fanden das Spiel zwar eigentlich "ganz cool", konnten sich aber nicht vorstellen, dass andere Schüler ihrer Altersklasse es freiwillig spielen würden. "Es ist schwer, Jugendliche für das Thema zu begeistern, dafür ist es nicht spannend genug", zeigten sich die beiden überzeugt.
Noch pessimistischer waren Claudia und Lena, beide Anfang 20. "Es ist eine gute Idee, das Thema Föderalismus und Politik mal systematisch aufzubereiten", sagten sie, vermuteten aber, dass die Jugendlichen, die heute ganz selbstverständlich mit Computer und PC-Spielen aufwüchsen, sich durch die Machart des Spiels unterfordert fühlen könnten.
Dabei ist "Föderalion" mit viel Liebe gemacht. Die Dialoge sind witzig und durchaus auch für Erwachsene noch lehrreich - denn, ganz ehrlich, wer von ihnen weiß schon genau, was eigentlich im Bundesrat entschieden wird, wer die Verfassungsrichter wählt oder wie ein Gesetz zwischen beiden Kammern hin- und her pendelt?
So sollten auch die den Kinderschuhen längst Entwachsenen mal ins Internet sehen. Dort kann man unter "www.bundesrat.de/foederalion" das Spiel kostenlos spielen. Wer kein Internet hat, kann sich beim Bundesrat eine CD-Rom bestellen. Besonders Schulen, hoffen die Macher, könnten "Föderalion" zur Unterstützung des Politikunterrichts verwenden. Direktor Brouër verkündete darüber hinaus, dass es in Kürze ein eigenes Jugendportal des Bundesrates, "www.foederalion.de", geben werde, wo man sich dann über weitere Angebote für Jugendliche informieren könne.