Mit einem feierlichen Gelöbnis und einer Kranzniederlegung erinnerte die Bundeswehr am 12. November an den preußischen Militärreformener Gerhard von Scharnhorst (1755 bis 1813). Die Zeremonie fand im niedersächsischen Bordenau, dem Geburtsort des Reformers, anlässlich seines 250. Geburtstages statt. In Potsdam wurde dieser Tage der dritte Band einer Edition mit Scharnhorsts Werken vorgestellt.
Die vom Kölner Historiker Johannes Kunisch betreute Edition füllt allmählich ein lange als schmerzlich empfundenes Desiderat in der historischen Forschung. Wie ganz wenige preußisch-deutsche Militärs ist Scharnhorst von den Schwankungen der öffentlichen Meinung fast unbehelligt geblieben. Zu allen Zeiten wurde ihm Hochachtung, ja eine fast liebevolle Verehrung entgegengebracht.
Die Edition, die auf sieben Bände projektiert ist, zeigt auch, warum: Scharnhorst entstammte einer einfachen kleinbäuerlichen Familie. Im Selbststudium hat er sich das erste Wissen beigebracht. Zuerst in hannöverschen Diensten und hier schon früh aufgefallen durch außergewöhnliches Wissen und Führungsqualitäten, wechselte er 1801 in preußische Dienste, wo er Lehrer an einer neugegründeten Militärakademie wurde. Er vertrat die Artillerie, die einzige Offizierslaufbahn, die auch Bürgerlichen offenstand. Scharnhorst setzte auf selbstständiges Denken und Eigenverantwortung. Nach der katastrophalen Niederlage Preußens gegen Napoleon gehörte er zu den stärksten Reformern in Staat und Militär. Wissen und Bildung in Friedenszeiten, Tapferkeit und Überblick im Krieg sollten die einzigen Kriterien für ein Offizierspatent sein. Sein "Krümpersystem" bewirkte, dass trotz französischen Verbots klamheimlich wieder eine preußische Armee entstand. Gleich zu Beginn der Freiheitskriege starb er an den Folgen einer nicht ausgeheilten Verletzung. Gneisenau und Clausewitz würdigten ihn als einen der "ausgezeichnetsten Männer unserer Zeit".
Scharnhorst war aber noch mehr; seine Frau Klara, seine "Kläre", liebte er über alles; die Briefe an sie gehören zum Schönsten in der deutschen Briefliteratur. Sie verströmen reine Menschlichkeit. Nicht umsonst hat sie der Goetheforscher Erich Trunz mit den Briefen der großen Weimarer seiner Zeit verglichen.
Gerhard von Scharnhorst
Private und dienstliche Schriften.
Hrsg. von Johannes Kunisch, Michael Sikora und Tilman Stieve
Band 1: Kurhannover bis 1795; 2002; 864 S., 99,- Euro
Band 2: Kurhannover 1795 - 1801; 2003; 858 S., 99,- Euro;
Band 3: Preußen 1801-1804; 2005; 850 S., 79,- Euro.
Alle im Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien.