Luftfahrt-Zulieferindustrie muss sich neu strukturieren
Deutsche Triebwerksstandorte und deren Stellung am internationalen Markt werden beleuchtet
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Die Zulieferindustrie für die Flugzeughersteller muss sich angesichts eines schärferen globalen Wettbewerbs neu strukturieren, um den Anforderungen der großen Auftrageber wie Airbus oder Boeing gerecht zu werden. Darauf haben am Montag, dem 8. Oktober 2007, mehrere Sachverständige in einer öffentlichen Anhörung des Wirtschaftsausschusses zur Zukunft der deutschen Luftfahrtindustrie verwiesen.
Dietmar Schrick vom Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) sagte, bei der Vergabe größerer Arbeitspakete sei gefragt, dass Zulieferer Systemlösungen anbieten können. Dazu sei es erforderlich, die Anbieter in Deutschland so zusammenzustellen, dass sie ihre Fähigkeiten bündeln können. Die Diskussion, wer sich "mit wem zusammentut", werde vom BDLI bereits moderiert. Die Unternehmen seien kooperationsbereit, um bei Airbus weiterhin anbieten zu können. Die kleineren Unternehmen seien gut aufgestellt, so Schrick, weltweit aber in Nischen tätig. Wer beim amerikanischen Flugzeugbauer Boeing ins Geschäft kommen will, brauche einen langen Atem von fünf bis sieben Jahren.
Auf die Problematik des starken Euro im Verhältnis zum Dollar wies Georg F. Rayczyk vom Zulieferer Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH hin. Die Zulieferer müssten beim heutigen Kurs von 1,40 US-Dollar um etwa 30 Prozent effizienter sein, als ihre amerikanischen Konkurrenten, um die Chance auf einen Auftrag zu wahren. Da stelle sich die Frage, wie lange die Zulieferer dies durchhalten können. Rayczyk bezeichnete dies als wichtiges Thema für die deutsche Politik. Im Übrigen schlug er vor, den Zulieferern bei Exportausfällen etwas Vergleichbares wie die Hermes-Bürgschaften anzubieten, um die Risiken zu mindern. Dies könnte ein "entscheidender Beitrag" der Politik sein, um es kleinen Unternehmen zu erleichtern, sich bei Ausschreibungen auf den globalen Märkten zu engagieren.
Thomas Diehl, Vorsitzender der Diehl Stiftung und Co. KG, erinnerte daran, dass Frankreich 140 Millionen Euro für die Zulieferindustrie bereitgestellt habe, um die Folgen verspäteter Rückflüsse aufgrund der Verzögerungen beim Bau des Airbus-Großraumflugzeugs A380 zu mildern. Jetzt gehe es um die Vorfinanzierung für den Airbus A350. Diehl stellte eine "Verunsicherung" in der Branche aufgrund der Erfahrungen mit dem A380 fest.
Rüdiger Lütjen vom Gesamtbetriebsrat des Luft- und Raumfahrtkonzern EADS und Jutta Blankau von der IG-Metall Küste unterstrichen ihr Interesse an einer langfristigen Sicherung der Standorte, in die viele Steuermittel eingeflossen seinen. Er suche im Management Mitstreiter, um eine langfristige Perspektive abzusichern, sagte Lütjen.
Zur künftigen Konkurrenz der Anbieter aus Russland, China und Indien sagte Horst Hüners vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR), im Bereich der Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge sei mit Angeboten aus Fernost zu rechnen.
Liste der Sachverständigen
- Jutta Blankau, IG-Metall Küste
- Dr.-Ing. E.h. Thomas Diehl, Vorsitzender der Diehl Gruppe
- NN Airbus
- NN EADS
- Dr. Michael Haidinger, Rolls-Royce Deutschland Ltd. & Co. KG
- Joachim Hunold, Air-Berlin AG
- Rüdiger Lütjen, EADS-Gesamtbetriebsrat
- Wolfgang Mayrhuber, Lufthansa AG
- Francis Niss, Geschäftsführer der Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH
- Dietmar Schrick, Präsidialgeschäftsführer des BDLI
- Prof. Dr. Joachim Szodruch , Vorstand Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
- Udo Stark, MTU Aero Engines GmbH
- Jean Jacques Desvignes, (Frankreich)