Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union
Berlin: (hib/MPI) Das Ratifizierungsverfahren zum EU-Beitritt von
Bulgarien und Rumänien wird nach Worten von
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) voraussichtlich
im April oder Mai in Gang gesetzt. Das Bundeskabinett werde sich
damit so rechtzeitig beschäftigen, dass das Verfahren bis Ende
dieses Jahres abgeschlossen werden könne, sagte Steinmeier am
Mittwochvormittag bei seinem Antrittsbesuch im Ausschuss für
die Angelegenheiten der Europäischen Union. Für Mitte Mai
werde der nächste Fortschritts-Bericht der EU-Kommission
über Bulgarien und Rumänien erwartet, aufgrund dessen
Brüssel vermutlich entscheidet, ob die beiden Staaten 2007
oder erst 2008 beitreten können. Als wichtiges
europapolitisches Ziel der Bundesregierung benannte Steinmeier, die
Diskussion über die Zukunft der Europäischen Verfassung
zu intensivieren. Zwar sei die von einigen nach dem
vorläufigen Scheitern des Verfassungsprozesses vorhergesagte
institutionelle Krise der EU bislang nicht eingetreten. Jedoch sei
diese spätestens mit dem Beitritt weiterer Staaten zu
befürchten, sagte der Außenminister. Auch deshalb
müsse das "große Projekt Verfassungsvertrag" zu einem
Erfolg geführt werden. Steinmeier sprach sich dagegen aus, zum
gegenwärtigen Zeitpunkt den Verfassungsentwurf aufzuspalten.
Vielmehr solle dieses Jahr und die im Frühjahr 2007 beginnende
EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands für Gespräche
über die "Grundsubstanz" der Verfassung genutzt werden.
Steinmeier sagte, dass es in der EU nach dem vorläufigen
Scheitern des Verfassungsprozesses eine "Vertrauens- und
Orientierungskrise" gebe. Deshalb sei eine "lange und ehrliche
Diskussion über den Stand der europäischen Einigung"
notwendig, unterstrich der Minister. Vor dem Hintergrund der Kriege
im 20. Jahrhundert sei die Bundesregierung verpflichtet, in diesem
Zusammenhang auf die Friedensperspektive der Staatengemeinschaft
hinzuweisen. Damit könne der Gehalt manchen Streites in der EU
ins rechte Licht gerückt werden, sagte der Minister. Er
verwies zudem auf den Nutzen, den Deutschland aus der
europäischen Integration ziehe. Durch diese würden etwa
5,5 Millionen Arbeitsplätze insbesondere in der
exportorientierten deutschen Wirtschaft gesichert. Der Ausschuss
beschäftigte sich zudem mit der EU-Dienstleistungsrichtlinie.
Die Bundesregierung räumte auf Nachfragen der
Oppositionsfraktionen ein, dass sich die Koalitionspartner bislang
nicht auf eine gemeinsame Position in dieser Frage geeinigt
hätten. Spätestens zur Sitzung des EU-Ministerates am
25./26. März werde jedoch ein Kompromiss erzielt sein. Das
Europaparlament wolle Mitte Februar über die Richtlinie
befinden. Der EU-Ministerrat werde sich am 25./26. März mit
dem Vorhaben befassen. Die Bundesregierung verwies darauf, dass die
Entscheidung über die Dienstleistungsrichtlinie
möglicherweise sogar in die Ratspräsidentschaft
Deutschlands fallen könne, etwa wenn Rat und Europaparlament
unterschiedliche Auffassungen verträten.
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