Kultur und Medien. In einer öffentlichen Sitzung des Kulturausschusses haben Repräsentanten der mit auswärtigen Kulturaufgaben betrauten deutschen Mittlerorganisationen am 31. März ihre Arbeit präsentiert und den Ausschussmitgliedern für ihren engagierten Einsatz gegen Etatkürzungen gedankt. Dabei warnten sie einhellig vor finanziellen Einschnitten in der Zukunft: Ausgaben für Auswärtige Kulturpolitik dürften nicht als "Subventionen" eingestuft werden. Der Konkurrenzkampf der Globalisierung und die europäische Integration stellten deutsche Kultur- und Bildungsarbeit vor neue Herausforderungen, böten aber auch enorme Chancen. Grundlagen der Diskussion waren Initiativen der Fraktionen und Unterrichtungen durch die Bundesregierung. ( 15/2659, 15/026/1502647.pdf" target="_blank" title="Drucksache öffnet sich in neuem Fenster"> 15/2647, 15/2258 und 14/9760).
Laut Max Huber, Vizepräsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), wächst der Hunger nach Bildung "dramatisch". So wollten derzeit weltweit zwei Millionen Menschen im Ausland studieren, in fünf Jahren seien drei Millionen zu erwarten. Besonders in China oder Indien gebe es wegen wachsenden Bedarfs an Ärzten, Ingenieuren, Anwälten und anderen akademisch qualifizierten Berufstätigen ein enormes Interesse.
Im hart umkämpften "globalen Bildungsmarkt" verstehe es der DAAD als seine Aufgabe, das Interesse ausländischer Studenten an Deutschland zu wecken, 37.000 der jährlich 52.000 DAAD-Stipendien gingen an Ausländer. DAAD-Generalsekretär Christian Bode ergänzte, die einstmals reine Stipendienorganisation habe sich in eine Einrichtung zur "Förderung der Internationalisierung deutscher Universitäten" gewandelt. Als Verein von 230 deutschen Hochschulen sei der DAAD ein "Instrument des kooperativen Föderalismus". Dies Konzept dürfe bei einer Neuordnung des Bund-Länder-Verhältnisses nicht in Frage gestellt werden.
Die "der Förderung wissenschaftlicher Eliten verpflichtete" Alexander-von-Humboldt-Stiftung will über Netzwerke im Ausland Beziehungen zwischen künftigen Spitzenkräften anderer Staaten und Deutschland knüpfen, sagte Generalsekretär Georg Schütte und verwies darauf, ehemalige Stipendiaten seiner Stiftung übernähmen in ihren Heimatländern später häufig hohe Funktionen, "auch in der Politik". Man bemühe sich, künftige Spitzenkräfte in Staaten wie China und Indien zu identifizieren, die für Deutschland "Partner von morgen" seien. Gerade werde ein "Mobilitätszentrum" errichtet, das ausländische Wissenschaftler beraten soll, die in die Bundesrepublik kommen wollen.
Neben der Sprachvermittlung hat Jutta Limbach, Präsidentin des Goethe-Instituts einen Schwerpunkt der Arbeit bei der Vermittlung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten betont. In Südamerika kümmere man sich mit französischen und spanischen Partnern darum, den Transformationsprozess zu stabilen Demokratien zu unterstützen. In anderen Ländern diene das Goethe-Institut auch als "Hort und Zuflucht für kritische Intellektuelle". Generalsekretär Andreas Schlüter ergänzte, künftig konzentriere man sich weniger stark auf "Vollinstitute", sondern eher auf zahlreichere kleinere Dependancen "in der Fläche". Allein in Russland seien bereits 70 solcher "Stützpunkte" etabliert.
Mit dem Mittel des Dialogs wollen die Goethe-Institute vermehrt junge Leute mit der deutschen Kultur in Kontakt bringen. Diesem Zweck diene auch der Aufbau kleinerer Kulturzentren in der islamischen Welt in Kooperation mit ausländischen Partnern.
"Mit diesem Pfund müssen wir stärker wuchern", warb Kurt-Jürgen Maaß, Generalsekretär des Instituts für Auslandsbeziehungen für eine intensivere Präsentation moderner deutscher Gegenwartskunst jenseits der Grenzen. Sie finde weltweit in einem Ausmaß Beachtung wie schon lange nicht mehr. Präsident Alois Graf von Waldburg-Zeil berichtete, diese vom Institut bislang im Ausland vermittelten Kunstausstellungen hätten bereits 800.000 Besucher angelockt. Auch die Resonanz in arabischen Staaten sei beachtlich.
Das Deutsche Archäologische Institut sei keine klassische Mittlerorganisation, sondern eine Forschungseinrichtung mit vielen Außenstellen im vorderen und mittleren Orient. Gleichwohl haben sich laut Präsident Hermann Parzinger die Instituts-Niederlassungen im arabischen, russischen und asiatischen Raum zu Treffpunkten für internationale Wissenschaftler entwickelt. Mehr noch als Englisch könne Deutsch in der Archäologie weltweit als "lingua franca" gelten. kos