Eine schwache Ertragslage durch die anhaltende Rezession auf dem heimischen Markt und die in der Regel geringe Eigenkapitalausstattung bedrohen viele Handwerksunternehmen sogar in ihrer Existenz. Traditionell sind die meisten Betriebe zur Finanzierung und Liquiditätssicherung auf Banken angewiesen.
Doch die Geldinstitute sind in den vergangenen Jahren zunehmend restriktiver bei der Kreditvergabe geworden. Dafür geben sie als Gründe ihre oft unbefriedigende eigene Ertragslage und die geringen Margen im Kreditgeschäft an. Dazu kommt, dass die Kreditinstitute aufgrund verschiedener gesetzlicher Änderungen einen hohen Wertberichtigungsbedarf haben.
Die Ausdünnung des Filialnetzes und eine damit verbundene neue Organisation der Geschäftsfelder haben die Betreuung der Kundschaft insgesamt verschlechtert. So gibt es nun in der Regel weniger Mitarbeiter, die gerade den kleinen und mittleren Handwerksbetrieben helfen können, etwa die arbeitsaufwendigen öffentlichen Förderprogramme zu beantragen. Die Gewährung dieser Fördermittel ist jedoch meist an die Durchleitung bei der eigenen Bank geknüpft. Das als unrentabel angesehene traditionelle Massen- und Kreditgeschäft wird mehr und mehr rationalisiert, oft gleich ganz ausgegliedert.
Ein Dilemma für die Handwerksunternehmen. Denn auf der einen Seite müssen sie investieren, um ihre Position auch auf dem größer gewordenen EU-Binnenmarkt zu verbessern. Auf der anderen Seite wird es für sie immer schwieriger, das Geld zu bekommen, dass sie für diese Investitionen benötigen.
Die Zahlen sprechen für sich: Fast die Hälfte aller Handwerksunternehmen gibt an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten schwerer an Kredite gekommen sind als zuvor. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Finanzierungssituation im Mittelstand (2004). Danach sind einem Fünftel der Handwerksunternehmen dringend benötigte Investitionskredite sogar gänzlich verwehrt worden.
Als Hauptgründe für die Kreditabsagen wurden seitens der Banken eine veränderte Geschäftspolitik, unzureichende Sicherheiten und eine zu geringe Eigenkapitalquote angegeben. Das bestätigt die leidvolle Erfahrung, die gerade kleine und mittlere Handwerksunternehmen oftmals machen: Mittelständler gehören aktuell nicht zur Zielklientel der Kreditwirtschaft, die in erster Linie auf Großkunden schielt.
Aber auch Förderdarlehen, die die Nachteile der kleinen Unternehmen ausgleichen sollen, sind nicht immer eine Lösung. Ein Beispiel dafür ist das im März 2004 aufgelegte KfW-Förderprogramm "Unternehmerkapital". Dieses Förderprogramm besteht aus einer Darlehenstranche - hier übernimmt die KfW das Risiko gegenüber der Hausbank - und einer Tranche, für die die Hausbank das Risiko selbst tragen muss. Für diese zweite Tranche nun wird gegenüber dem Unternehmen eine bankübliche Sicherheit verlangt. Doch ein kleiner Handwerksbetrieb kann in diesen Tagen in der Regel noch nicht einmal diese Sicherheit aufbringen.
Das Hauptproblem wird durch das KfW-Programm also gerade nicht gelöst: Es fehlen einfach die geforderten Sicherheiten. Wenn Unternehmer in ihrer Notlage versuchen, Bürgschaften der Bürgschaftsbanken zu beantragen und diese ihrer Hausbank als Sicherheit anbieten, werden sie enttäuscht: Denn Bürgschaften sind in diesem Förderprogramm zur Absicherung der Fremdkapitaltranchen ausgeschlossen.
Das Ausweichen auf andere Finanzierungsinstrumente fällt den Betrieben schwer - allerdings nicht, weil es an der notwendigen Flexibilität fehlt. Handwerksunternehmen nutzen sehr wohl alternative Finanzierungsinstrumente - Voraussetzung ist jedoch, dass diese auf ihre Bedürfnisse und die strukturellen Besonderheiten kleiner Handwerksunternehmen abgestimmt sind. Beispielsweise bei Leasingangeboten, die einer Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) zufolge von 25 Prozent der Handwerksunternehmen in Anspruch genommen werden. Insbesondere bei Beteiligungs- und Factoringangebote fehlt es jedoch an einer Abstimmung auf die strukturellen Besonderheiten der Betriebe. Folglich werden sie auch nur von wenigen Unternehmen genutzt.
Allein schöne Worte über angebliche Finanzierungsoffensiven für den Mittelstand helfen niemandem. Alle Banken, auch die Privatbanken, stehen durchaus in der Pflicht, den Aufschwung mit zu finanzieren. Die kleinen und mittleren Handwerksbetriebe dürfen nicht außen vor bleiben. Wenn eine der großen Privatbanken von einer "Wachstumsinitiative" spricht, die nach eigenen Angaben insbesondere auf das "mittelstandstypische" Kreditvolumen von 5 bis 25 Millionen Euro abzielt, dann ist hier mit Sicherheit nicht die Mehrheit der Handwerksunternehmen gemeint. Dabei sind es doch gerade sie, die in den Regionen für Ausbildungs- und Arbeitsplätze sorgen.
Die Autorin ist Referentin für Wirtschafts- und Umweltpolitik beim Zentralverband des Deutschen Handwerks in Berlin.