In Ungarn gehört Iván Sándor zu den renommiertesten Schriftstellern. Sein literarisches Schaffen, für das er mit allen wichtigen ungarischen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde, umfasst 13 Romane, etliche Essays und Dramen. Und trotzdem ist "Geliebte Liv" sein erster Roman, der in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Eine Charakterisierung fällt nicht einfach: "Ja, das ist eine Liebesgeschichte, aber wäre sie nur das, hätte ich sie nicht geschrieben", sagt Sándor selbst über seinen Roman. Es ist eine Dreiecksbeziehung zwischen der in Paris geborenen Liv, Tochter einer jüdischen Ungarin, ihrem Freund Gabor - einem Revolutionär, der 1956 aus Ungarn fliehen muss - und dem Theatermann Zoltánka. Eine Geschichte von drei Einzelschicksalen vor dem Hintergrund des Ungarischen Volksaufstands, eine Geschichte über den Verlust kultureller Identität. Und keine leichte Kost: Ständig wechselnde Schauplätze, eine sich über ein halbes Jahrhundert erstreckende Handlung und ein verschachtelter Erzählstil verlangen dem Leser ein sehr hohes Maß an Konzentration ab.
Iván Sandor: Geliebte Liv. Roman. Aus dem Ungarischen von Timea Tankó. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2006; 358 S., 14,50 Euro.