Gesundheit. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), wirbt für eine schnelle Entscheidung zur Aufnahme der heroingestützten Behandlung Schwerstabhängiger ins Regelangebot des medizinischen Hilfesystems. Im Ausschuss für Gesundheit sagte Bätzing am 18. Oktober, "die Zeit drängt". Die Projektphase laufe Ende des Jahres aus und es stelle sich die Frage, was aus den behandelten Patienten und den Einrichtungen werde.
Bätzing wies darauf hin, dass der Kreis der Abhängigen für eine solche Behandlung "sehr klar definiert" werden müsse. Als weitere Kriterien werden derzeit von Experten und politisch Verantwortlichen ein Mindestalter von 23 Jahren und eine Mindestabhängigkeitsdauer von fünf Jahren diskutiert. Ferner sollen Opiatabhängige mindestens zwei Therapien erfolglos absolviert haben. Nach jeweils zwei Jahren Behandlung soll ein unabhängiger Facharzt überprüfen, ob eine Fortführung notwendig ist. Darüber hinaus - so die Drogenbeauftragte - werde diskutiert, die Diamorphinbehandlung nach insgesamt fünf Jahren zu evaluieren. Nach Schätzungen wäre mit 1.300 bis 1.600 Opiatabhängigen in der Heroinbehandlung zu rechnen.
Das Pilotprojekt zur Heroinbehandlung läuft seit 2002 in sieben Städten. Um die Heroin- neben der Methadonbehandlung als Regelangebot des medizinischen Hilfesystems einzuführen, müssten das Betäubungsmittel- und das Betäubungsmittelverordnungsgesetz geändert werden. Dafür haben sich bereits die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke in Anträgen ( 16/2075 und 16/2503) stark gemacht.
Im Ausschuss erörterte der Projektleiter Christian Haasen, die Behandlung Schwerstabhängiger habe sich bewährt. Mit Hinweis auf die wissenschaftliche Auswertung der deutschen Modellprojekte betonte er, dass bei den mit Heroin behandelten Patienten in 80 Prozent der Fälle eine deutliche gesundheitliche Verbesserung nachgewiesen werden konnte.