Das liebste Urlaubsland der Deutschen ist nicht Spanien oder Italien, sondern Deutschland - wie ist das zu erklären?
Viele Mitbürger wissen, dass Deutschland mit seinen Landschaften, seinen Sehenswürdigkeiten, seiner Folklore und reichhaltigen Gastronomie geradezu ein ideales Urlaubsland ist. Die Deutschen sind "Reiseweltmeister", aber rund ein Drittel aller Urlaubsreisen, die über fünf Tage dauern, finden im Inland statt. Die Anfahrtswege sind einfach kürzer.
Die Branche verdient also wieder gut?
Die Branche ist vorsichtig optimistisch und rechnet nach Fußball-WM und guter Konjunktur auch in diesem Jahr wieder mit Umsatzzuwächsen. Die Gästeübernachtungen etwa sind seit Jahresbeginn deutlich im Plus. Schwierig bleibt die Situation in der Gastronomie: Hier stagnieren die Umsätze leider.
Profitieren die deutschen Urlaubsregionen alle vom aktuellen Boom?
Nicht ganz. Bayern und die Küstenländer verzeichnen die meisten Gästeübernachtungen und sind damit unsere traditionellen Urlaubsländer. Dazwischen ist das Bild gemischt: Zu den Gewinnern zählen die Großstädte, allen voran Dresden mit fast 20 Prozent Übernachtungszuwachs im Jahr 2006. Aber auch Sachsen-Anhalt verbucht ein durchgängiges Plus. In den nächsten Jahren wird auch Essen als Kulturhauptstadt 2010 verstärkt auf sich aufmerksam machen.
Vor kurzem konnte es den Deutschen nicht weit genug weg gehen. Heute bleiben viele lieber in der Heimat. Spielen Sicherheitsbedenken eine Rolle?
Es gibt mehrere Gründe, und sicher geht es dabei auch um Sicherheitsfragen. Ein anderer Aspekt aber ist, dass man heute häufiger und kürzer reist. Bei knappem Zeitbudget sind kurze Wege und Anreisezeiten ein Vorteil. Und nicht zuletzt sind unsere touristischen Angebote vielfältiger und attraktiver geworden: Aktivurlaub, Radfahren, Wandern, Wellness - für all diese aktuellen Trends bietet das Inland ausgezeichnete Möglichkeiten.
Andererseits wird Fliegen immer billiger und einfacher. Wie kann sich Deutschland da behaupten?
Der Wettbewerb nimmt zweifellos zu, aber der Markt wird auch größer. Der boomende Luftverkehr etwa bringt mehr Auslandsgäste nach Deutschland. Das heißt, wir konnten vom weltweiten Tourismuswachstum überproportional profitieren: Die Zahl der internationalen Ankünfte stieg 2006 weltweit um 4,5 Prozent, in Europa um 3,9 Prozent und in Deutschland um 9,6 Prozent. Außerdem hat uns die Fußball-WM einen riesengroßen Popularitätsschub gebracht. Schließlich gab es weltweit über 30 Milliarden Fernsehzuschauer, die die Berichte über die Spiele oder über Deutschland sahen! Viele haben da erst richtig Lust bekommen, nach Deutschland zu reisen.
Die Fragen stellte
Johanna Metz