GESUNDHEIT
Im Bundestag herrscht Rauchverbot
"Ein wenig diskriminiert" fühle sie sich, grummelt die Mitarbeiterin der CDU-Fraktion, und ihre Kolleginnen pflichten ihr bei. "Der Zwang gefällt mir nicht", sagt eine andere. Zusammen stehen sie in einem der neuen Räume für Abgeordnete und Mitarbeiter der Verwaltung, wo ihnen - jedenfalls vorläufig - erlaubt ist, das zu tun, was sie seit dem 1. September in ihren Büros nicht mehr dürfen: rauchen.
Laut Nichtraucherschutzgesetz ist Rauchen in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bussen, Bahnen, Taxen und Fähren untersagt. Qualmen verboten heißt es seit Monatsanfang auch in den Bundeseinrichtungen, also auch im Bundestag. In einem Brief hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) die Abgeordneten Ende August ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie und ihre Mitarbeiter künftig einen der zwei provisorisch eingerichteten Raucherräume - einen im Reichstag auf Plenarsaalebene, einen im nebenan gelegenen Jakob-Kaiser-Haus - aufsuchen müssen. Auch die Mitarbeiter der Verwaltung wurden schriftlich darauf aufmerksam gemacht. Wer sich widersetzt, dem droht ein Bußgeld.
"Ich bin mal gespannt, wie viele Abgeordnete hier runterkommen", sagt die CDU-Mitarbeiterin. In der ersten Woche war es in den Raucherräumen jedenfalls alles andere als gemütlich. Zwei Tische, sechs Aschenbecher, ein kleiner Mülleimer für die Asche - viel mehr stand nicht im Raum des Jakob-Kaiser-Hauses. Das hat auch seinen Grund. "Wir wissen im Moment noch nicht, was für Anforderungen die Raucherräume erfüllen müssen", sagt Burkhard Göggelmann, Leiter des Referates Liegenschaften und Gebäudetechnik. Auch sei noch nicht entschieden, ob überhaupt Raucherräume auf Dauer eingerichtet werden sollen. Eine Rechtsverordnung der Bundesregierung, die die Anforderungen an Raucherräume - zum Beispiel zur Belüftung - benennt, steht noch aus.
Ludwig Stiegler, stellvertretender SPD-Fraktionschef und Zigarrenraucher, zeigt sich mit dem Provisorium einverstanden: "Ich nehme mir meistens den Pressespiegel oder eine Akte mit. Wenn ich mich darauf konzentriere, kriege ich von dem Raum nichts mit." Er stehe zu dem Gesetz, das der Bundestag verabschiedet habe. Der Rest werde sich zeigen. "Es kann durchaus sein, dass sich ein Raucherraum zu einem Kommunikationszentrum entwickelt" hebt er die positiven Seiten hervor.