Das ist Timing. Einen besseren Zeitpunkt hätten die deutschen Banken nicht wählen können. Pünktlich zur Haushaltswoche im Bundestag, in der die Abgeordneten diskutieren, wo unser aller Geld im kommenden Jahr hinfließt, veröffentlicht der Bundesverband deutscher Banken neue Zahlen zum deutschen Finanzhaushalt. Zahlen, die Hoffnung und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) glücklich machen; ändern sie doch die Ausgangslage grundlegend. Deutschland schuldenfrei, das ist jetzt keine weltfremde Träumerei mehr, sondern reale Chance. Vorausgesetzt, Finanzen-Peer ergreift sie. Denn: Der Bund, also wir als deutsches Gemeinwesen, ist zwar hoch verschuldet, insgesamt steht er mit 1,5 Billionen Euro in der Kreide. Die Privathaushalte allerdings, also wir als Un-Gemeinwesen, sind reich. Neun Billionen Euro haben die Deutschen auf der hohen Kante. Pro Kopf sind das statistisch gut 109.000 Euro. Ein angenehmes Polster für den statistischen Deutschen.
Doch nun kommt der Finanzminister ins Spiel: Ob der opulent gefüllten Bürgerkonten sollte der Mäuse-Minister über eine große Entschuldungskampagne nachdenken. Mit einer bundesweiten Plakataktion unter dem Motto "Rette Deutschland, denn Du bist Deutschland!" könnten die Bürger dazu motiviert werden, die Hälfte ihrer 109.000 Euro, also 54.500 Euro, dem Bund zu spenden; abzüglich der Verbindlichkeiten in Höhe von 18.114 Euro pro Kopf blieben Penunzen-Peer von jedem Deutschen 36.386 Euro, insgesamt also knapp drei Billionen Euro. Damit könnte Deutschland - bei einem Haushaltsvolumen von gut 280 Milliarden Euro wie in diesem Jahr - fast elf Jahre lang auskommen - ohne Steuern. Herrlich!
Und mit dem Sozialstaatsprinzip, das derzeit wieder hitzig diskutiert wird, wäre die Sache auch vereinbar - nur eben in die andere Richtung.