Wurden in den 80er-Jahren in Deutschland jährlich 150 Stiftungen neu gegründet, so waren es 2006 schon 899. Damit stieg die Zahl der rechtskräftigen Stiftungen bürgerlichen Rechts auf rund 14.400. Sie geben jährlich mehr als 20 Milliarden Euro aus. Im Mittelpunkt stehen soziale und kulturelle Belange. Doch auch erneuerbare Energien profitieren zunehmend vom Stiftungsboom. "Ergänzend zum Erneuerbare-Energien-Gesetz und anderen staatlichen Maßnahmen spielen Stiftungen eine wichtige Rolle beim Ausbau der erneuerbaren Energien, vor allem im Hinblick auf Innovationen", betont Wolfhart Dürrschmidt vom Bundesumweltministerium (BMU).
Mindestens 77 deutsche Stiftungen auf Bundes- und Landesebene engagieren sich für erneuerbare Energien, wie ein Kurzgutachten im Auftrag des BMU ergab. 51 davon sind privatrechtlich organisiert, 17 öffentlich-rechtlich und neun werden von einem Verband oder Verein getragen. 15 sind rein operativ, 30 rein fördernd und 30 auf beide Arten tätig. 43 sind international, 44 auf Bundesebene und in den Ländern und 14 nur in einem oder mehreren Bundesländern aktiv. Die Stiftungen geben jährlich etwa 20 bis 25 Millionen Euro für Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien aus. "Eine exakte Erhebung der Gesamtfördersumme ist aufgrund von Überschneidungen zu anderen Tätigkeits- und Förderbereichen von Stiftungen sowie der restriktiven Informationspolitik etlicher Stiftungen schwierig", betont Manfred Walser, Gutachter vom Beratungsbüro SSWP. Welche Projekte werden nun gefördert?
Hierzu gehört die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses durch Stipendien und Austauschprogramme, etwa durch das Graduiertenstipendium des Adam-Haker-Fonds oder den Helmholtz-Humboldt-Forschungspreis. Beispiele für die Förderung der Verbreitung von Forschungsergebnissen sind die Symposien der Dräger-Stiftung oder das Zukunftsforum Energieversorgung der Hanns-Seidel-Stiftung. Andere unterstützen Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung: Die Volkswagenstiftung finanzierte eine Studie zur Verbreitung von Innovationen im Bereich erneuerbarer Energien, die Landesstiftung Baden-Württemberg fördert die Brennstoffzellenforschung. Auch Stiftungsprofessuren im Bereich erneuerbare Energien liegen im Trend.
Erneuerbare Energieträger: Die Förderung der Biomassenutzung hat sich die Stiftung Nachwachsende Rohstoffe von Carmen e.V. auf die Fahnen geschrieben. Die landwirtschaftlich orientierte Max-Eyth-Stiftung arbeitet im Biogasbereich. Untersuchungen zu Energie und Biomasse fördert die Stiftung Industrieforschung, Studien zur Restholznutzung die Stiftung Rheinland-Pfalz für Innovation.
Erneuerbare Energieerzeugung: Die Allianz Umweltstiftung und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördern Demonstrations- oder Pilotprojekte wie die solarbetriebene Bodenseefähre Helio oder die Entwicklung von Vakuumröhren-Kollektoren. Die Innovationsstiftung Schleswig-Holstein finanziert die Optimierung von Biogasanlagen, die Stiftung Energieforschung Baden-Württemberg die Cis-Primärtechnologieentwicklung für großflächige Solarmodule.
Verringerung des Energieverbrauchs: Hierfür setzt sich beispielsweise die Rud.- Otto-Meyer-Umwelt-Stiftung mit Studien im Bereich der Gebäudetechnik ein, die Landesstiftung Baden-Württemberg mit Projekten zur Wärmedämmung und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit der Förderung von Pilotprojekten der Energiebewirtschaftung (Contracting).
Information und Öffentlichkeitsarbeit: Die Allianz Umweltstiftung engagiert sich mit dem Programm Energie und Schule, die Münchner Rück Stiftung mit Schülerwettbewerben und die Dr. Volker Reimann-Dubbers-Stiftung mit regioanlen Energiemessen. Die Sensibilisierung von Sportvereinen für erneuerbare Energien fördert die Naturstiftung David. Einen Fotowettbewerb zur Windenergie initiierte die Deutsche Umweltstiftung.
Aus- und Weiterbildung: Aktiv ist vor allem die DBU, etwa mit der Förderung eines Demonstrations- und Trainingszentrums für Solartechnik der Handwerkskammer Hannover, mit der Entwicklung von berufsbegleitenden Lernprogrammen oder Demonstrationsvorhaben an Berufsschulen.
Organisationsstrukturen: Der Global Nature Fund hat ein Projekt "Solar Lakes" initiiert, bei dem sich Seenanrainer weltweit über die Möglichkeiten der Solarenergienutzung austauschen. Die Stiftung Neue Energie der GLS-Gemeinschaftsbank fördert Bürgerprojekte wie die Übernahme des Stromnetzes von Schönau (Seite 10).
Internationale Zusammenarbeit: Die internationale Konferenz "Erneuerbare Energien und Entwicklungszusammenarbeit" wurde von der Karl-Kübel-Stiftung für Kind und Familie unterstützt, Hamburger Schüler engagieren sich mit Hilfe der Körber-Stiftung für erneuerbare Energien in Mittelamerika und die Stiftung Solarenergie finanziert solarbetriebene LED-Lampen in äthiopischen Dörfern.