CHINA
Der asiatische Boomstaat will seinen Energiedurst auf dem schwarzen Kontinent löschen
Chinesische Politiker haben ein neues Lieblingsreiseziel - Afrika. In den vergangenen zwei Jahren haben sie über die Hälfe der 53 afrikanischen Staaten besucht. Allein 2006 reisten Präsident Hu Jintao in den Sudan und Südafrika, Ministerpräsident Wen Jiabao nach Ägypten und Angola und Außenminister Li Zhaoxing nach Nigeria und in den Senegal. Der Grund für die Reiseleidenschaft liegt im schnell wachsenden Handel mit Afrika. Lag das Handelsvolumen 1995 bei 3 Milliarden Dollar, stand es 2006 bei 55 Milliarden. Chinesische Unternehmen scheinen überall zu sein: In Namibia suchen sie nach Uran, in Südafrika kaufen sie Mangan oder Gold, im Golf von Guinea und im Sudan bohren sie nach Öl.
Besonders das afrikanische Öl lockt Chinas Machthaber. Afrikas größter Ölproduzent, das OPEC-Mitglied Nigeria, verfügt über Vorkommen von 35,2 Milliarden Barrel, gefolgt von Angola, dessen Förderung 2008 zwei Millionen Barrel am Tag erreichen soll. Immerhin 500.000 Barrel täglich fördert Chinas Partner Sudan. In Nigeria kaufte die staatliche chinesische Ölgesellschaft CNOOC für 2,3 Milliarden Dollar Bohrlizenzen. In die Ölförderung des Sudans und in den Ausbau von Häfen und Pipelines hat China 4 Milliarden Dollar investiert.
Im Jahr 2005 hat die Firma China Petroleum Ltd. mit der Förderung sudanesischen Öls begonnen und liefert acht Prozent des chinesischen Bedarfs. Angola versorgt China mit mehr als 500.000 Barrel Öl am Tag und hat mit 18 Prozent aller chinesischen Ölimporte Saudi-Arabien und Iran als wichtigste Erdöllieferanten abgelöst. Insgesamt 30 Prozent der chinesischen Ölimporte stammen aus Afrika. Um den Energiedurst seiner rasant wachsenden Wirtschaft auch in Zukunft stillen zu können, will China in die Ölproduktion Äquatorialguineas, Gabuns und des Tschads investieren. Bis 2045 dürften 45 Prozent des chinesischen Energiebedarfs von eingeführtem Öl abhängen. Von den 175 Millionen Dollar, die China allein 2005 in Afrika investiert hat, entfiel daher ein Großteil auf Ölförderprojekte.
Mit seinem Rohstoffhunger ist China nach den USA und Frankreich zum drittgrößten Handelspartner Afrikas aufgestiegen. 2006 veröffentlichte das Außenministerium erstmals ein Memorandum zur Afrika-Politik. Demnach ist seit 1990 der bilaterale Handel innerhalb eines Jahrzehnts um 700 Prozent gewachsen. Fachleute erwarten, dass das Handelsvolumen 2010 die Marke von 100 Milliarden Dollar überspringen wird.
Beim chinesisch-afrikanischen Gipfel im November 2006 haben chinesische Unternehmen 16 Verträge im Wert von knapp 2 Milliarden Dollar für Ölförderung und Rohstoffgewinnung unterzeichnet. Außerdem stellte das Land subventionierte Kredite über 3 Milliarden Dollar in Aussicht. Eine Verlockung für Afrikas Politiker, zumal die günstigen Kredite nicht mit Mahnungen verknüpft sind, politische Reformen anzugehen und die Menschenrechte zu achten. Peking unterstützt geächtete Regime wie im Sudan oder die Diktatur des Robert Mugage in Simbabwe. Chinas Energiehunger scheint kaum zu stillen. In einer Woche verbraucht das Land soviel Strom wie Afrika in einem ganzen Jahr.