Die dänische Kommissarin, die anlässlich der Eröffnung der Grünen Woche in Berlin weilte, äußerte sich zufrieden über die Ergebnisse des EU-Gipfels zur künftigen Finanzierung der Agrarpolitik und des Ministertreffens der Welthandelsorganisation (WTO) Ende letzten Jahres in Hongkong. Die beim EU-Gipfel erzielte Verständigung im Hinblick auf die finanziellen Perspektiven der EU von 2007 bis 2013 sei ein "Muss" gewesen. Aus landwirtschaftlicher Sicht sei klar, dass es nicht mehr ländliche Entwicklung für weniger Geld geben könne. 80 Milliarden Euro weniger seien aber immer noch besser, als überhaupt keine Vereinbarung zu haben. Die EU brauche eine mehrjährige Politik und Strategie.
Aus den Reihen des Ausschusses kam jedoch auch Kritik an dem Kompromiss. So gab es aus der SPD die Frage, wie man ein hervorragendes Programm für die ländlichen Räume finanzieren wolle, wenn die Unterstützung durch die EU in den alten Bundesländern um 45 Prozent reduziert werde. Die Bündnisgrünen fanden die Art und Weise der "Umverteilung zu Lasten der ländlichen Räume" skandalös. Von Seiten der spanischen Abgeordneten hieß es, das aktuelle Modell gebe keine Antwort auf die Bedürfnisse der ländlichen Räume. Das alte Finanzierungsmodell werde abgebaut, und ein neues sei noch nicht auf dem Tisch.
Fischer Boel übte Kritik an der Möglichkeit der "freiwilligen Modulation" im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik, die ihrer Auffassung nach zu einer Renationalisierung führen wird. Über das Instrument der Modulation kann jeder Mitgliedstaat die Direktzahlungen an die Landwirte um maximal 20 Prozent kürzen, um das Geld anschließend für die Entwick-lung ländlicher Räume auszugeben. Bei der WTO-Konferenz habe die EU angeboten, die Zahlung von Exporterstattungen nach dem Jahr 2013 einzustellen. Davon seien vor allem Rindfleisch und Milchprodukte betroffen. Europa müsse sich angesichts der Konkurrenz auf den Weltmärkten auf hochwertige Produkte konzentrieren. Die EU übe aber auch Druck auf die USA aus, ihre als Sicherheitsschutz für die Landwirte gedachten "antizyklischen Zahlungen" zu reduzieren.
Als wichtiges Zukunftsthema sprach die Kommissarin die Verwendung von Bio-Brennstoffen an. Hier wolle man die Produktion vorantreiben. Pro Hektar nachwachsender Rohstoffe zahle die EU zurzeit 45 Euro Prämie. In diesem Bereich sei noch mehr Forschung und Entwicklung erforderlich, um die Wirkung zu erhöhen. Die Landwirte hätten die Möglichkeit, das zu erzeugen, was die Märkte verlangen. Fischer Boel plädierte dafür, auch die Kunststoffindustrie und die pharmazeutische Industrie für diese landwirtschaftlichen Produkte zu interessieren. Doch auch die Bauern müssten noch motiviert werden: "Wir brauchen noch eine weitere Karotte, um die Leute in die Produktion zu locken", sagte die Kommissarin.