Nach der Explosion im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl am 26. April 1986 breitete sich eine radioaktive Wolke über große Teile Europas aus. Tausende verloren ihr Leben, Krebserkrankungen und genetische Schäden gehören zu den Spätfolgen. Es kam zu Massenumsiedlungen. Weite Landstriche Weißrusslands, der Ukraine und Russlands sind bis heute hoch strahlenbelastet und für Mensch und Tier unbewohnbar.
Die Szenarien der vom Menschen verursachten Erderwärmung scheinen zu einer Renaissance der Atomenergieerzeugung zu führen. Im Kyoto-Protokoll wurde 1990 die Verringerung des Ausstoßes von klimaschädlichen Treibhausgasen vereinbart. Angesichts zur Neige gehender Rohstoffvorräte und der fragilen Lage im Nahen und Mittleren Osten muss die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduziert werden. Sind diese Ziele mit dem Ausbau Erneuerbarer Energien erreichbar? Ungeachtet des 2001 von der Bundesregierung und den Energiekonzernen unterzeichneten langfristigen Atomausstiegs wird über Laufzeitverlängerungen für die Anlagen diskutiert.
Nach dem Trauma von Tschernobyl wuchs in vielen Ländern der Widerstand gegen die Atomenergie. Sie wird künftig nur dann demokratieverträglich zur Energieerzeugung eingesetzt werden können, wenn diese Großtechnologie gesellschaftliche Akzeptanz erlangt und wenn Transparenz über die erheblichen Sicherheitsrisiken besteht. Dazu gehören das ungelöste Problem der Endlagerung des auf Jahrtausende strahlenden Atommülls und die mögliche Gefährdung durch Terroranschläge. Die sowjetischen Machthaber versuchten seinerzeit, die Havarie zu vertuschen. Ihre Desinformationspolitik markierte den Anfang vom Ende der Sowjetunion.