Wer Condoleezza Rice in den vergangenen Tagen beobachtete, dem fiel auf, dass die US-Außenministerin sich etwas steif bewegte. Das mag in der eh meist etwas steifen Diplomatie nicht weiter auffallen, bei Ms Rice aber, die eigenen Angaben zufolge täglich um 4:30 Uhr aufsteht, um zu trainieren und an ihrem Workout die ganze amerikanische Nation via Fernsehübertragung teilhaben lässt, ist es Anlass zur Sorge.
Die Erklärung für die ministeriellen Verspannungen ist schnell gefunden: Auf einem gemeinsamen Flug mit dem britischen Außenminister bot Rice ihrem Kollegen großzügig ihr eigenes Bett an - denn außer Rices Matratze findet sich in der Boeing 757 kein weiterer Schlafplatz. Jack Straw nutzte die Gelegenheit und gönnte sich ein ausgiebiges Nickerchen. Der Amerikanerin blieb, als sie selbst müde wurde, nur übrig, sich auf dem Fußboden des Flugzeugs zu betten - keine wirklich bandscheibenfreundliche Lagerstatt. Die britische Presse verpasste dem nächtlichen Zwischenfall denn auch gleich einen griffigen Titel: "Bedgate".
Condoleezza Rice dagegen schweigt über den nächtlichen Vorfall - was möglicherweise ein Fehler ist. Denn nicht nur schlaftechnisch, auch politisch läuft es für die Bush-Vertraute derzeit nicht rund. Auf ihr Eingeständnis, die USA hätten im Irak Fehler gemacht, kassierte sie postwendend eine heftige Klatsche ihres Kabinettskollegen Donald Rumsfeld: Er wisse nicht, worüber Condi da gesprochen habe, diktierte der Verteidigungsminister den Journalisten und setzte noch eins drauf: Ms Rice habe wohl ein "mangelndes Verständnis von Krieg". Derart gescholten sollte Condoleezza Rice jetzt von deutschen Politikerkolleginnen lernen. Sie haben eine Taktik für sich entdeckt, um von unangenehmen inhaltlichen Dingen abzulenken: Während Claudia Roth in Interviews bekannte, in Sachen Beziehung kein Glück und auch schon mal einen One-Night-Stand gehabt zu haben, wurde Ute Vogt deutlicher: Ja, sie habe schon Orgasmen vorgetäuscht, informierte die SPD-Politikerin. An vergeigte Wahlen denkt bei diesen Informationen wirklich niemand mehr.
In diesem Sinne sollte Condoleezza Rice ihre Nacht mit Jack Straw noch einmal überdenken. Wer würde schon noch auf Rumsfeld hören, würde sie gestehen, sie habe gar nicht wirklich geschlafen - oder, falls doch, nicht auf dem Fußboden? Mit diesen Offenbarungen wäre sie in guter Gesellschaft. Der bekannteste Slogan der Frauenbewegung ist schließlich immer noch: Alles Private ist politisch!