Pelé tat es und Diego Maradona. Auch "Uns Uwe" Seeler und Jürgen Klinsmann lernten - wie so viele andere Fußballstars - Dribbeln und Tore schießen auf der Straße. Parallel zur Schlusswoche der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland kommt nun "die Grundschule des Kickens" zur ihr gebührenden Ehre: Vom 2. bis 8. Juli spielen 24 Teams aus aller Welt um die Straßenfußball-WM. Beim "streetfootballworld festival 06" in Berlin-Kreuzberg treten 200 Kicker im Alter von 16 bis 21 Jahren an.
Klinsmann, heute Bundestrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft, ist überzeugt von der herausragenden Qualität der Straße als Fußballlehrmeister und führt dazu seine persönliche Erfahrung an. "Ich habe eigentlich sehr spät angefangen, in einem Verein zu spielen. Doch wir trafen uns zu dieser Zeit immer nach der Schule auf unserem Bolzplatz und kickten, bis es dunkel wurde. Fast alles, was mich als Profifußballer ausmacht, habe ich dort gelernt", sagt Klinsmann dem "Parlament". Deshalb laute sein Rat auch heute: "Kids, geht raus und spielt!"
Dass sich Klinsmann als Botschafter des Turniers engagiert, das im Rahmen des von der Bundesregierung finanzierten Kunst- und Kulturprogramms zur FIFA WM stattfindet, hat aber nicht nur fußballerische Gründe. "Fußball hält Kinder und Jugendliche weg von Problemfeldern wie Drogen oder Kriminalität. Auf dem Bolzplatz kann man sich auspowern und Aggressionen abbauen", betont er.
Die Teams, die im eigens aufgebauten Bolzstadion auflaufen, werden von Projekten gestellt, denen es um mehr geht als um den Sieg auf dem Platz - Fußball als Weg zur Überwindung von Hass und Gewalt, als Brücke zwischen den Kulturen, als Mittel gegen Ausgrenzung. Bei "Football pour la paix" aus Ruanda beispielsweise spielen nicht nur junge Frauen und Männer zusammen, sondern auch Mitglieder der einst in einen blutigen Bürgerkrieg verstrickten Volksgruppen Hutu und Tutsi. Im "Peres Center for Peace" kämpfen israelische und palästinensische Spieler gemeinsam um Tore. Deutschland wird von zwei Teams vertreten: den Jugendlichen aus Brandenburg, die sich "Gemeinsam kicken gegen Rechts" auf die Fahnen geschrieben haben, und der Gastgebermannschaft "fx united" aus dem Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg.
Organisiert wird die Weltmeisterschaft der Straßenkicker vom Netzwerk streetfootballworld unter dem Dach der Stiftung Jugendfußball. Ihm gehören inzwischen weltweit mehr als 70 Projekte an. Den Anstoß für das Netzwerk gab übrigens ein tödliches Eigentor. Der kolumbianische Nationalspieler Andrés Escobar wurde 1994 auf offener Straße ermordet, nachdem er bei der Weltmeisterschaft in den USA den Ball ins eigene Tor geschossen hatte. Nach ihm ist auch die Trophäe benannt, die den Siegern des weltmeisterlichen Straßenkicks am 8. Juli überreicht werden wird: die "Copa Andrés Escobar".
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