Kuba befindet sich im politischen Übergang, auch wenn sich an den Verhältnissen auf der Karibikinsel bislang kaum etwas geändert hat. Auch im Ausland waren Hoffnungen aufgekeimt, als bekannt wurde, dass der unheilbar an Krebs erkankte Fidel Castro die Regierungsgschäfte an seinen Bruder Raul abgeben musste. Doch auf Kuba wird weiter willkürlich verhaftet, die Zustände in den Gefängnissen sind unerträglich, und die Meinungsfreiheit wird weiter wie in den schlimmsten Zeiten der Repression geknebelt.
Die in Frankfurt ansässige Internationale Gesell-schaft für Menschenrechte (IGFM) beobachtet seit Jahren aufmerksam die politische Entwicklung. Ihr jüngstes Fazit ist ernüchternd; auf der bei Touristen beliebten Insel müssen politische Gefangene, Opfer einer Verhaftungswelle vom 22. Juli vergangenen Jahres, unter unwürdigen und unmenschlichen Bedingungen in Gefängnissen ausharren. Einen Prozesstermin haben die Gefangenen bis heute nicht.
Im Gefängnis "Kilo 5,5" in der Tabakprovinz Pinar del Rio wird den Gefangenen nach Informationen der IGFM jede medizinische Behandlung verweigert. Katastrophale hygienische Verhältnisse haben dazu geführt, dass Fälle der Schweinehirtenkrankheit aufgetreten sind. Emilio Leyva Perez, Präsident der "Frente Linea Dura" wird in einer isolierten Zelle ohne Elektrizität und Sonnenlicht festgehalten. Er leidet an einem Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür.
Julio Cesar Lopes Rodriguez, Vizepräsident der "Frente Linea Dura", ist im Gefängnis Canaleta in Matanzas. Auch er ist schwer krank, wie sein Bruder berichtet. Trotz eines gefährlichen Magengeschwürs und Bluthochdrucks erhält der Gefangene keine medikamentöse Behandlung. Aus Protest gegen das Treffen der Blockfreien Mitte September in Havanna befand sich Rodriguez während der siebentägigen Dauer des Gipfels im Hungerstreik. Der wegen seiner offenen Ablehnung des Castro-Regimes mehrfach inhaftierte Gefangene Miguel Lopez Santos wurde in das Hochsicherheitsgefängnis Combinado de Guantanamo gesteckt. Der Gründer der Organisation "Kreuz der Opposition", die einen Marsch durch Havanna mit einem großen Kreuz organisiert hatte, verlor in der Gefangenschaft 30 Pfund Gewicht, leidet an Epilepsie, psychischer Zerrüttung und starken Kopfschmerzen.
Aber auch die schweren Übergriffe auf unabhängige Journalisten, die systemkritische Informationen ver-breiten, reißen auf Kuba nicht ab. Ende September wurde der Journalist Odelin Alfonso von Mitarbeitern der Staatssicherheit in seinem Haus verhaftet. Kurz zuvor wurde der kubanische Journalist Ahmed Rodriguez Albacia zwei Tage lang gefangen gehalten. Er war auf dem Wege zur Polizeistation "Dragones", wo er sich über den Aufenthaltsort seines Freundes William Cepero erkundigen wollte, der ebenfalls zuvor verhaftet worden war. Der unabhängige Journalist Cepero ist Mitarbeiter der "Kubanischen Menschenrechtsstiftung". Im Juni 2006 hatte er an einem Hungerstreik in Havanna teilgenommen, mit dem freier Internetzugang erreicht werden sollte.
Seit September protestiert Alberte Gil Triay Casales mit einem Hungerstreik im Gefängnis von Valle Grande gegen eine Haftstrafe von sieben Jahren, die ihn wegen "subversiver Propaganda" erwartet. Casales ist Gründer des Informationszentrums "Der einsame Stern" und verfasst Artikel, die wöchentlich in einem in Miami herausgegebenen Magazin erscheinen.