Ernährung und Landwirtschaft. Die Haltung von Nutztieren im Zirkus ist unter Experten umstritten. Das wurde bei einer öffentlichen Anhörung am 8. November im Agrarausschuss deutlich. Grundlage war ein Gesetzentwurf der Bundesrates, der ein Verbot bestimmter Wildtierarten vorsieht. Demnach soll die Haltung von Elefanten, Affen und Großbären nach einer Übergangsfrist verboten werden. Ebenso wird die Einrichtung eines Zentralregisters gefordert, in dem die etwa 300 deutschen Zirkusunternehmen erfasst werden sollen.
Claus Kröplin vom Berufsverbandes der Tierlehrer sah ein solches Verbot als "nicht gerechtfertigt" an. Man könne nicht die Lebensweise der Tiere in freier Natur auf die im Zirkus gehaltenen Wildtiere übertragen. Diese unterschieden sich in ihrer "Handhabung" nicht wesentlich von Haus- und Hoftieren. Hans Joachim Götz vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte sah keinen Grund für ein generelles Haltungsverbot von Wildtieren im Zirkus. Bei artgerechter Haltung mit tierärztlicher Betreuung könne man darauf verzichten. Aus Sicht von Torsten Schmidt vom Deutschen Tierschutzbund, ist die artgerechte Haltung von Heimtieren in Zirkussen nur ausnahmsweise möglich, die artgerechte Haltung von Wildtieren jedoch ausgeschlossen. Die Folgen für die Tiere seien Verhaltenstörungen, Erkrankungen oder sogar Todesfälle. Schmidt forderte daher ein Verbot. Dem widersprach der Biologe Immanuel Birmelin: Es zeuge von Unwissenheit, wenn man etwa davon ausgehe, frei lebende Löwen würden am liebsten die Savanne durchstreifen. Tatsächlich beschränkten sie sich auf die Jagd und die Paarung. Eine sinnvolle Beschäftigung bei guter Haltung im Zirkus sei also durchaus gut für das Tier.
Die Tierärztin Christine Lendl sah keine Argumente für ein generelles Verbot von Tieren im Zirkus. Jörg Styrie vom Bund gegen Missbrauch der Tiere kritisierte die Missstände in vielen Zirkusbetrieben, die nicht zuletzt der finanziellen Not geschuldet seien. Er forderte ein Nachstellverbot für Wildtiere.