Wieder einmal ein Anschlag: Das Fernsehen zeigt ausgebrannte Busse, zerstörte Häuser, weinende Menschen, Leichen und Blut auf den Straßen. Das ist ein Teil von Israel, der in Deutschland sehr bekannt ist. Wie es ist, mit der Angst vor dem Tod aufzuwachsen, können sich Kinder hierzulande nur schwer vorstellen.
Bat-Chen Shachaks "Ich träume vom Frieden" will Jugendlichen diese Welt näher bringen. Sie lebte jeden Tag mit der Angst vor dem Tod. An ihrem 15. Geburtstag, dem 4. März 1996, starb Bat-Chen mit zwei Freundinnen bei einem Selbstmordanschlag in Tel Aviv. Sie hinterließ ein Tagebuch, in das sie seit ihrem 10. Lebensjahr ihre Wünsche, Träume und Hoffnungen geschrieben hatte. André Diepenbroek hat Teile dieses Tagebuches mit Gesprächen der Eltern und einer überlebenden Freundin zu einem gefühlvollen Porträt eines Mädchens verbunden, das sich wie viele ihres Alters das erste Mal verliebt, Zukunftsträume hat, aber auch den starken Wunsch nach einem Miteinander von Juden und Arabern. Ihre Familie ist politisch interessiert. Sie diskutiert mit ihren Eltern immer wieder den Friedensprozess, den der israelische Ministerpräsident Itzhak Rabin und PLO-Führer Jassir Arafat vorantreiben. Als Rabin ermordet wird, ist Bat-Chen am Boden zerstört. Einen Spannungsbogen baut Diepenbroek in Kapiteln zwischen den Tagebucheinträgen auf. Hier lässt er den Attentäter, der für Bat-Chens Tod verantwortlich ist, fiktiv zu Wort kommen. Durch dessen Gedanken erfährt der Leser etwas von der langen Geschichte, die hinter dem Krieg zwischen Israelis und Palästinensern steckt. Seine Verzweiflung und sein Hass bilden einen Gegenpol zur naiv-hoffnungsvollen Sicht des Kindes.
Das Buch ist in jungendlicher, unkomplizierter Sprache geschrieben. Es ist keine politische Analyse und erhebt nicht den Anspruch, objektiv zu sein. Aber es ist ein Zeugnis einer unruhigen Zeit und eine Möglichkeit, Jugendlichen große Konflikte, die sie sonst nur aus dem Fernsehen kennen, auf einer persönlichen Ebene näher zubringen.
Bat-Chen Shachak: Ich träume vom Frieden. Übersetzt von Mirjam Pressler. Bloomsbury, Berlin 2006, 163 S., 9,90 Euro