Dass Johannes Heesters im Leben einiges richtig gemacht haben muss, liegt auf der Hand. Denn nur das Versprechen "Ich werde hundert Jahre alt", hat bisher noch bei niemandem wirklich lebensverlängernd gewirkt. Um in solch biblische Dimensionen vorzudringen - uns Jopi ist gerade 103 Jahre alt geworden -, bedarf es neben zäher niederländischer Konstitution des einen oder anderen Wundermittelchens. Bisher wollte Jopi aber nie wirklich sagen, was, außer seiner jungen Frau, ihn so alt hat werden und dabei so krege bleiben lassen. Seit dieser Woche wissen wir endlich Bescheid. Dank Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. Der hat sich, biologisch interessiert, wie es sich für einen Minister gehört, in die neuesten Forschungsergebnisse der Neurologie eingearbeitet.
Herausgekommen ist die Erkenntnis: Arbeit macht und hält fit. Deshalb, so die Schlussfolgerung des Neurologie-Beauftragten der Bundesregierung, sei "eine längere Lebensarbeitszeit (...) wahrscheinlich die wirksamste Vorsorge gegen die Verbreitung von Demenz". Na endlich! Hätte wir das doch nur früher gewusst. Wir hätten uns alle Proteste gegen die Anhebung des Rentenalters sparen können und das Gegenteil gefordert. Es hätte vermutlich nicht lange gedauert, bis sich erste Gedächtnisaktivisten für den Renteneintritt mit 90 stark gemacht hätten. Wenn die Regierung nur nicht so schüchtern gewesen wäre... Die Anhebung des Renteneintrittsalters ist also kein Instrument zur Sicherung des Versorgungssystems, sondern eine Initiative des Gesundheitsministeriums. Getreu dem Motto: "Fit bleiben wie Jopi. Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen."
Bei allen Belastungen, die dem kleinen Mann und seiner Frau zugemutet werden - höhere Mehrwertsteuer, Lkw-Maut, möglicherweise eine Pkw-Maut, Kanzlerbiografien, Praxis- und andere Gebühren - hat der Bürger diese Entlastung oder besser diese staatliche Demenzverhinderung redlich verdient. Warum nur hat die Bundesregierung uns das so lange vorenthalten? Doch wohl nicht, weil sie es vergessen hat? Es wird wirklich Zeit, etwas gegen Verkalkung zu tun.
Wobei, wenn man es sich recht überlegt: In vielen Situationen wäre ein gutes Gedächtnis eher kontraproduktiv. Gerade in der Politik möchte man viele Dinge am liebsten gleich wieder vergessen.