Dass man am besten nachts am Tropf hängt, geschenkt. Das weiß doch jeder in der Szene. Die Fahnder hämmern erst morgens ab sechs gegen die Hotelzimmertüren, auch Razzien beginnen üblicherweise nicht vor fünf Uhr früh. Die Gefahr lauert doch auf ganz anderen Gebieten. Achtung, emotionaler Sprengstoff: die Ehefrauen sind das Problem. Nie als Kurier einspannen, wirklich nie. Sieht man doch an Dario Frigo. Der fährt nichts ahnend bei der Tour de France 2005, während seine Frau an dieser Mautstelle in Albertville, Frankreich, steht. Umringt von Polizisten, die gerne gewusst hätten, für wen die ganzen Dopingmittel im Kofferraum waren. Kurz darauf fragten sie dann auch den Gatten, so kurz nach 7.30 Uhr, als sie ihn vor seinem Mannschaftshotel verhafteten. Oder Edda Rumsas, ganz übler Fall, schon viereinhalb Jahre her. Raimondas fuhr die Tour de France 2002 überraschend so gut, dass sie ihn zu Hause in Litauen groß feierten. Zumindest bis Edda Rumsas am letzten Tag der Tour in der Nähe des Mont-Blanc-Tunnels stand, in netter Gesellschaft von Fahnden. Für die verbotenen Pillen und die Ampullen mit Dopingstoffen im Kofferraum fehlten Frau Rumsas dann etwas die Argumente. Jedenfalls konnte sie nicht verhindern, dass sie zweieinhalb Monate in Haft sitzen musste. Der Gatte erhielt erstmal nur eine Kurzsperre, weil Beweise fehlten. Aber seine Frau war fortan leider unpässlich, das muss Raimondas Rumsas sehr durcheinander gebracht haben. Ein Jahr später operierte er allein, mit überschaubarem Erfolg. Beim Giro 2003 erwischten ihn Dopingkontrolleure mit Epo.
Bloß keine Skrupel. Villa, Sportwagen, Goldkettchen, Rolex: Herrgott, so was kostet ja Geld. Danijel Ljuboja hat dann wohl auch noch in der Auslage eines teuren Juweliers eine Uhr von Lange & Söhne entdeckt, die sind ja rund 28.000 Euro schwer. Insofern hat er völlig professionell reagiert. Er hat zwar gerade beim VfB Stuttgart unterschrieben, aber Schwaben zahlen ja nicht so gerne. Also forderte Ljuboja lautstark mehr Geld. Nicht mal unverschämt viel, nur das Doppelte. Wollten sie ihm aber nicht geben beim VfB. Na und? Kein Problem. Es findet sich immer eine Alternative. Ljuboja spielt jetzt beim Hamburger SV. Hat sich schwer gelohnt für den Verein. Wenn er sich noch ein bisschen anstrengt, schafft er mit Ljuboja ganz bestimmt den Klassenerhalt.
Was denn, was denn, was denn? Fairplay? Ein Wasserballer hat doch zwei Badehosen an, das reicht doch. Die empfindlichsten Teile sind damit geschützt, ein bisschen wenigstens. Ansonsten hat man die Beine zum Treten, zum Stoßen und zum Schlagen. Und wenn man einen Sport hat, bei dem man nur den Oberkörper sieht, dann wäre es doch fahrlässig, die Vorteile nicht zu nützen. Kein Schiedsrichter blickt unters Wasser, es geht um Vorteile, es geht um den Sieg, und wer's ruhiger will, der soll Schnorcheln gehen.
Du kennst die übelsten Schimpfworte? Du kannst beleidigen und gleichzeitig lächeln? Super! Dann werde Mittelblocker. Die müssen nicht bloß Schnellangriffe abwehren, die müssen vor allem die Gegenspieler beleidigen. "Wenn du bloß dastehst, um den Ball zu bekommen, machst du einen falschen Job", hat Frank Winkler, Mittelblocker und Nationalspieler, mal erklärt. Er soll mal nach einer Niederlage eine Kabine auseinander genommen haben. Ist bestimmt bloß ein Gerücht. Aber ein schönes.
Die Wendeboje ist ein ganz wichtiger Punkt. Da hängen sie alle zusammen wie die Heringe im Zuchtbecken. Jetzt zeigt sich, wer die Nahkampfausbildung gut bestanden hat. Hier wird getreten, geschlagen, an den Füßen gezerrt oder an der Badehose, hier wird auch einer mal nach unten gezogen. Und so ein kurzer, harter Schlag in die Rippen hat noch keinen umgebracht. Klar gibt es Schiedsrichter, aber die sehen auch nicht alles. Es geht um den Sieg, Mann!
Das Schöne ist ja, dass viele Schachspieler so sensibel sind. Gott, wie empfindlich. Wenn da mal einer hustet, schon ist die Konzentration weg. Das ist deine Chance. Steh nach jedem Zug auf, trage eine farbenfrohe Krawatte, geh ständig aufs Klo. Zu banal? Bei der WM 2006 zwischen Wladmir Kramnik und Wesselin Topalow hat's Riesenstreit gegeben, weil Kramnik angeblich zu oft auf die Toilette gegangen war. Topalows Manager hatte daraufhin "Betrug" gebrüllt, aber zu spät und zu leise. Zu wenig Wirkung. Kramniks Toilettenraum wurde zwar prompt geschlossen, gewonnen hat er trotzdem.
Der Autor ist Redakteur beim "Tagesspiegel" in Berlin.