Bildung und Forschung. Die Frage, ob der nationale Bildungsbericht Bewertungen und Handlungsempfehlungen enthalten soll, ist unter Experten umstritten. Das wurde bei einer öffentlichen Anhörung des Bildungsausschusses am 15. Januar deutlich. Der Bericht "Bildung in Deutschland" war im Juni 2006 von der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder und der Bundesregierung veröffentlicht worden und auf erhebliche Resonanz gestoßen. Ein wesentliches Ergebnis des Berichts war die Tatsache, dass in Deutschland Bildungserfolge und soziale Herkunft besonders stark aneinander gekoppelt sind.
Während Martin Baethge, Professor am Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen, und Josef Erhard vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus es begrüßten, dass der Bericht keine Handlungsempfehlungen an die Politik enthält, bemängelten die stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marianne Demmer, und Ingrid Gogolin, Professorin an der Universität Hamburg, deren Fehlen. Gogolin bezeichnete den Verzicht auf Empfehlungen als eine "nicht freiwillige, sondern angeleitete Entscheidung". Bereits in ihrer Stellungnahme hatte sie gefordert, es müsse in der Verantwortung der Wissenschaftler selbst liegen, ob sie wertende und empfehlende Aussagen treffen: Wenn jedoch "wissenschaftliche Unabhängigkeit nicht gewünscht ist, wäre es transparenter und angemessen, nachgeordnete staatliche Einrichtungen mit der Bildungsberichterstattung zu betrauen". Auch Demmer, die dem Bericht eine unbestreitbare Qualität bescheinigte, kritisierte, der Bericht spare Kontroversen aus und lasse die Menschen der pädagogischen Praxis "ratlos zurück". Im Bildungsbericht finde sich hauptsächlich Bekanntes und bereits Veröffentlichtes, aber "wenig Neues und nichts Spektakuläres".