Gelassen sieht der Präsident der Kultusministerkonferenz, Jürgen Zöllner, dem endgültigen Bericht des UN-Sonderberichterstatters für Bildung, Vernor Munoz Villalobos, zur Bildungssituation in Deutschland entgegen. In der Sitzung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung am 7. März sagte er: "Ich persönlich sehe das ruhiger als viele meiner Kollegen." Munoz interpretiere das deutsche Schulsystem vor seinem eigenen Erfahrungshorizont, der auf anderen Bedingungen aufbaue, als sie in Deutschland gegeben seien. Der Sonderberichterstatter hatte nach einer mehrtägigen Besichtigung deutscher Schulen im vergangenen Jahr vor allem das dreigliedrige Schulsystem kritisiert, das nicht durchlässig genug sei. Außerdem sah er den Föderalismus als hinderlich für einheitliche Bildungsstandards in Deutschland an. Den endgültigen Bericht will er am 21. März vor dem neuen UN-Menschenrechtsrat in Genf vorlegen.
Zöllner war in den Ausschuss gekommen, um sich den Fragen der Abgeordneten zu stellen. So wollte die CDU/CSU unter anderem wissen, welche Maßnahmen die Länder planen, um die Zahl der Schulabbrecher zu reduzieren. Die SPD fragte nach einer Aufwertung der Erzieherausbildung durch die Kultusministerkonferenz. Konzepte für eine bessere Ausbildung der Lehrer und Erzieher sowie für schulmüde Jugendliche interessierten auch die FDP. Die Linke wollte in dem Zusammenhang wissen, ob die geplanten Schritte für bessere Pädagogen ausreichten. Darüber hinaus interessierten sich Bündnis 90/Die Grünen für einen Zeithorizont bei einer angedachten Exzellenzinitiative für die Lehre.
Schulabbrecher seien in allen Ländern immer ein Problem gewesen, sagte Zöllner. Inzwischen gehe ihre Zahl nicht mehr nach oben, was vor allem von den unterschiedlichen Maßnahmen der Länder komme. Eine Initiative des Bundes unterstütze er aber trotzdem, denn dadurch "wird das Ganze konzeptionell angegangen". Eine übergreifende Richtung könne einzelnen Mut machen, sich weiter zu engagieren. "Ich glaube, dass eine Perspektive da ist", meinte Zöllner mit Blick auf die Jugendlichen. Die hätten keine Lust mehr zur Schule zu gehen, wollten aber arbeiten. Mehr Arbeitsbezug im Unterricht, Praktika, vielleicht sogar eine Arbeitsstelle während der Schulzeit seien Ideen, die hoffentlich auch diejenigen motivieren könnten, die von sich sagen, sie hätten "null Bock auf Schule". Ein neues Schulsystem halte er dafür aber nicht unbedingt für nötig, so Zöllner mit Blick auf die Kritik des UN-Sonderberichterstatters. Wichtiger seien die Inhalte. Um die Situation von potenziellen Schulabbrechern zu verbessern, sei vor allem die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und und Schulen vor Ort notwendig.
Eine bessere Weiterbildung von Erziehern und Lehrern könne eigentlich nur der Bund organisieren. "Da haben wir eine Chance bei der Föderalismusreform verpasst, denn das können wir nicht regional regeln." Konzepte, mit denen Migranten besser integriert werden, waren ein weiteres Thema, nach dem viele Abgeordnete fragten. Ein sicheres Angebot konnte der KMK-Präsident aber nicht unterbreiten. "Ich bin zumindest ehrlich genug zuzugeben, dass ich nicht weiß, ob ein eingeschlagener Weg der richtige ist", sagte Zöllner. Von der einen Seite höre er, dass die Erzieherinnen in den Kindergärten mit den kleinen Migranten nur deutsch sprechen sollten. Andere schwörten, dass die Kinder besser Deutsch lernten, wenn das Fachpersonal bilingual sei und auch den kulturellen Hintergrund kenne. In der Schule sei es auf jeden Fall wichtig, die Eltern einzubeziehen. Dazu müsse es Lehrer geben, die die Eltern gerne bei sich zu Hause empfängen und die sie respektierten, die möglichst den gleichen kulturellen Hintergrund hätten.
Einen Zeitplan für die sogenannte Exzellenzinitiative der Lehre könne er nicht nennen. Er wolle die Ideen seiner Kollegen abwarten. "Das hat nur Erfolg, wenn alle mitziehen", sagte Zöllner.