TRANSPARENCY INTERNATIONAL
Weltweiter Kampf
"Korruption ist einer der Hauptgründe für Armut", schrieb Peter Eigen, Mitbegründer von Transparency International (TI) kürzlich im Tagesschau-Chat. Der ehemalige Weltbank-Direktor hat Recht: Nach dem jährlich von TI herausgegebenen Korruptionswahrnehmungsindex CPI - einer Art Korruptions-Länder-Ranking - befinden sich die einkommensschwachen Staaten ganz unten auf der Skala. Die Schlusspositionen nehmen Bangladesch, Kongo oder der Sudan ein. Dabei ist etwa der Kongo ein rohstoffreiches Land: Seine Erdölexporte spülen Milliarden in die Staatskassen. Doch durch Misswirtschaft und Korruption gelangt das Geld in falsche Hände. Rund 70 Prozent der Bevölkerung leben von weniger als einem US-Dollar am Tag.
Korruption hat immer zwei Seiten. Missbrauch und Veruntreuung finden unter Geldgebern wie -nehmern statt. TI hat beide im Auge. Im Entwicklungshilfebereich beobachtet die Organisation den Geldfluss von reichen Industrieländern in arme Entwicklungsländer sehr genau. So ist sie etwa im Fall der von der UNO im vergangenen Jahr aufgedeckten Schmiergeldzahlungen an den Irak aktiv. Über 2.000 Firmen weltweit hatten im Rahmen des "Oil for Food"-Programms Bestechungsgelder in Höhe von 11,9 Millionen US-Dollar gezahlt - darunter auch deutsche Unternehmen wie Babcock Borsig, DaimlerChrysler oder Siemens. TI fordert deshalb härtere Sanktionen.
Ein Mittel gegen Korruption trägt TI im Namen: Die Transparenz. Denn Missbrauch entsteht oft im Verborgenen. Transparenz, etwa in Form von öffentlicher Akteneinsicht, könne Korruption im Ansatz verhindern, so die Idee. Seit 1993 setzt sich die internationale Organisation mit Sitz in Berlin gegen Korruption in Wirtschaft und Politik ein. Die fast 100 nationalen Sektionen analysieren die Korruptionsprobleme des eigenen Landes und schlagen Lösungen vor. "Wir sind eine Organisation, die nicht konfrontativ arbeitet, sondern Koalitionen sucht", sagt Jochen Bäumel, Mitglied des Vorstands bei Transparency Deutschland. TI arbeitet mit Politikern, Unternehmen, der UN und der OECD zusammen - um auf die Gesetzgebung argumentativ einzuwirken. Ein Ansatz, der auch kritisiert wird. Doch der Erfolg gibt der Organisation Recht: Die internationale Anti-Korruptions-Konvention etwa, die seit 1997 unter Schirmherrschaft der OECD Korruption im Ausland unter Strafe stellt und von 35 Industriestaaten ratifiziert wurde, gilt weltweit als Durchbruch.
In Deutschland gehen die Ziele weiter: "Wir fordern ein öffentliches Zentralregister für korrupte Firmen", so Bäumel. Im politischen Bereich müsse die Abgeordnetenbestechung endlich - wie in Frankreich oder den USA - nach UN-Konvention geregelt werden. Dass Parlamentarier seit kurzem ihre Nebeneinkünfte offen legen müssen, befürwortet die Organisation ausdrücklich. Weltweit gibt es dennoch viel zu tun. Denn die Schäden, die Korruption anrichtet, sind nicht allein mit der von der Weltbank genannten Zahl von 1.000 Milliarden Dollar pro Jahr zu beziffern. Wenn Menschen das Vertrauen in Politik und Wirtschaft verlieren, ist das eine Gefahr für die Demokratie. Susanne Sitzler z
Die Autorin ist freie Journalistin in Berlin.