"Land unter" hieß es Mitte August 2002 entlang der Elbe. Ähnlich wie beim verheerenden Oderhochwasser im Jahr 1997 waren in kurzer Zeit extreme Niederschläge in Alpen, Erz- und Riesengebirge niedergegangen. Aufgrund der gigantischen Wassermassen trat die Elbe Mitte August über ihre Ufer und überschwemmte binnen weniger Tage große Gebiete in Tschechien und Deutschland. Zu trauriger Berühmtheit brachten es unter anderem die nahezu komplett überfluteten sächsischen Städte Pirna, Grimma, Meißen und Bad Schandau. Die Wassermassen rissen Brücken, Straßen und Häuser weg. In Dresden stand die Altstadt mit Semperoper, Zwinger und Gemäldegalerie unter Wasser. Die als Jahrhunderthochwasser klassifizierte Flut kostete 21 Menschen das Leben. Der finanzielle Gesamtschaden wurde in Deutschland mit rund 15 Milliarden Euro beziffert.
Um neben den zahlreichen Spendenaktionen in Hörfunk, Fernsehen und Presse auch eine schnelle Bundeshilfe für die betroffene Region zu gewährleisten, kam am 29. August - in der parlamentarischen Sommerpause - der Bundestag zu einer Sondersitzung zusammen. Vier Stunden lang debattierten an diesem Tag Bundes- und Landespolitiker die Soforthilfemaßnahmen und die Aufbaufinanzierung für die Flutopfer. In seiner Regierungserklärung lobte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die große Hilfsbereitschaft der Deutschen: "Durch Deutschland ist nicht nur eine katastrophale Flut gegangen, sondern auch eine Welle der Solidarität." Aus der Deutschen Einheit sei nun "die Einheit der Deutschen im Kopf und in den Herzen" geworden.
Während sich alle Fraktionen darin einig waren, dass den Betroffenen schnell - und so unbürokratisch wie möglich - geholfen werden solle, stritten sie heftig über die Finanzierung. Der Regierungsentwurf für das "Flutopfersolidaritätsgesetz" sah eine Finanzierung der Hochwasserhilfe durch die Verschiebung einer Steuersenkung, die Erhöhung der Kapitalsteuer und Umschichtungen im Haushalt vor. Rund 10 Milliarden Euro würden so zusammen kommen, sagte Schröder. Edmund Stoiber, Kanzlerkandidat der CDU/CSU, bezeichnete die Verschiebung der Steuerreform dagegen als "schweren Fehler". Er sagte, die Union werde das Hilfskonzept zwar nicht blockieren, aber rückgängig machen, sobald sie die Mehrheit dazu habe. Die Christdemokraten wollten zur Finanzierung des Flut-Fonds die Bundesbankgewinne in Höhe von 7,7 Milliarden einsetzen.
Aufgrund der unterschiedlichen Standpunkte zur Finanzierung der Hilfen enthielt sich die Union bei der Abstimmung, die FDP, die einen eigenen Antrag zur Fluthilfe eingebracht hatte, stimmte gegen das Gesetz. Der Bundesrat beriet das Gesetz am 13. September noch vor der Bundestagwahl 2002.