Es ist nur ein Schlenker, der bestehende Ängste aber weiter schürt: Die polnische Regierung hat ihren massiven Protest gegen den Bau der Ostsee-Erdgaspipeline nochmals verstärkt, weil Umweltgründe gegen die bisherige Trassenführung südlich der Insel Bornholm sprechen. Und die Koalition des Ministerpräsidenten Kaczynski, aber auch die baltischen Staaten fürchten, dass Russland ihnen willkürlich den Gashahn zudrehen könnte - beispielsweise um Preiserhöhungen durchzusetzen.
Sie belegen diese Sorge mit ähnlichem Verhalten des Kreml gegenüber Weißrussland und der Ukraine. Die neue Routenplanung für die Ostsee-Pipeline - weiter von Polens Grenze entfernt - verstärkt diese Sorge noch. Für die Regierung ist es unerheblich, dass die Änderung sachliche Gründe hat. Finnland und Schweden verwiesen erfolgreich auf massive Schäden für die ökologisch besonders sensible Ostsee, wenn das Konsortium an den bisherigen Plänen festhalte.
Nun ist die sichere Energieversorgung seit langem im Fokus der EU-Politik. Die Bundesregierung versucht immer wieder deutlich zu machen, dass Berlin gegenüber Warschau für Vertragstreue stehen werde. Allerdings weiß man auch, dass die nationalkonservative Regierung an der Weichsel in dieser Frage wegen des bevorstehenden Parlaments-wahlkampfes nicht locker lassen wird. Der Streit um die Ostsee-Pipeline wird so schnell nicht unter rationalen Gesichtspunkten geführt werden. Das wäre aber geboten.