Es ist lobenswert, dass Angela Merkel das deutsche Interesse an einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat bekräftigt und der absterbenden Debatte über die UN-Reform einen neuen Impuls gegeben hat. Doch leider ist die deutsche Außenpolitik noch weit davon entfernt, die von ihr angestrebte Verantwortung realpolitisch ausfüllen zu können. Auf der Ebene globaler Sicherheitspolitik muss die Bundesregierung gegen eine Grundstimmung in der eigenen Bevölkerung agieren, die auf Rückzug gepolt ist - nicht nur aus Afghanistan. Daher gilt Deutschland trotz seines weithin anerkannten globalen Engagements bei den Verbündeten weiterhin als unsicherer Kantonist. Ex-Außenminister Joschka Fischer nannte es kürzlich zu Recht eine verpasste Gelegenheit, dass Deutschland dem Drängen seiner Nato-Partner nicht nachkam, ihnen im umkämpften Süden Afghanistans stärker zur Seite zu stehen. Auch macht es keinen guten Eindruck, wenn die Deutschen einen robusten UN-Einsatz in Darfur propagieren, dann aber die aktive Beteiligung an einer Schutztruppe kategorisch verweigern.
Der Grund solchen Lavierens ist freilich klar: Jedes Auslandsengagement, das auch nur annähernd nach Kampfeinsatz riecht, fände im deutschen Parlament keine Mehrheit. So muss die Bundesregierung stets an den harten Realitäten vorbei argumentieren und sie moralistisch beschönigen, um sich überhaupt Spielräume zur Erfüllung ihrer internationalen Verpflichtungen zu erhalten.
Als ständiges UN-Sicherheitsratsmitglied aber könnte sich Deutschland solche Tabuzonen außenpolitischen Handelns nicht mehr leisten. Die Qualifikation für einen ständigen Sitz beginnt im eigenen Land: mit einer offensiven Aufklärung der Deutschen über die Konsequenzen einer Rolle als globale Führungsmacht.