Sie zählen Bäume. Was ist denn das für ein Beruf?
Ich bin Forsteinrichter. Zehn Monate im Jahr bin ich im Wald unterwegs - alle paar Wochen woanders. Ich laufe quer durch das Gelände, manchmal bis zu 25 Kilometer am Tag, das ist wahrhaftig kein Spaziergang. Dabei untersuche und beschreibe ich die Waldbestände nach Baumarten und Alter. Im weitesten Sinne zähle ich also auch Bäume. Dann zeichne ich Veränderungen in Karten ein, im Winter gebe ich alles in den "Datenspeicher Wald" und für die Bundeswaldinventur ein. Das mache ich nun seit 22 Jahren.
Wie lässt sich ein Wald überhaupt messen?
Mit dem Bitterlichstab, der wie ein Zollstock aussieht, messe ich den Durchmesser von mehreren Bäumen, und über die Winkelzählprobe ermittle ich einen Grundflächenwert. Mit dem Lasergerät messe ich die Baumhöhen. Mit diesen drei Grunddaten wie Höhe, Durchmesser, und Grundfläche errechne ich, wie viel Holz in Festmetern auf einem Hektar steht. Ich achte auch auf Holzqualitäten und berate die Förster, wie sie den Wald bewirtschaften können, was sie pflanzen und wie viel sie ernten. Es sollten Bäumen jeden Alters vorhanden sein, damit immer die nächste Generation heran gewachsen ist.
Wie bestimmen Sie das Alter eines Baumes, ohne ihn zu fällen?
Falls ich mal Zweifel am Alter eines Baumes habe, bohre ich mit dem Zuwachsbohrer einen fünf Millimeter dünnen Holzspan aus dem Baum, an dem ich die Jahresringe ablesen kann.
Was nehmen Sie sonst noch mit in den Wald?
Ich habe nicht viel dabei, meine Messgeräte und Schreibmappe mit Walddaten und der Forstgrundkarte zur Orientierung und zum Vergleichen mit dem Ist-Zustand. Manche Kollegen nehmen auch ihre Brotdose mit, doch ich gehe mittags lieber unter Menschen.
Können Sie sich vor lauter Bäumen noch für den Wald begeistern?
Oh ja, die Aufgabe ist viel zu interessant, als dass es langweilig oder gar einsam wird. Für mich sieht nicht alles gleich aus. Hochinteressant war das Revier Melzow mit seinen spektakulären bis zu 37 Metern hohen Rotbuchen. Sonst wächst hauptsächlich die Kiefer in Brandenburg. Aber ich gebe zu, am Wochenende muss ich dann nicht mehr in den Wald.
Die Fragen stellte
Sabine Quenot