Wenn ich Höhenangst habe, kann ich dann trotzdem bei Ihnen übernachten?
Das kommt darauf an, wie stark Ihre Höhenangst ist. Die Häuser sind zwar auf zehn Metern Höhe, aber Sie gehen langsam die Brücken hoch und müssen nicht klettern.
Die Zimmer sind weder luxuriös noch preiswert. Trotzdem haben Sie Erfolg. Was reizt die Leute an einer Nacht im Baumhaus?
Da kommt man ja nicht zum Schlafen hin. Unsere Gäste sind Romantiker. Sie buchen eine Abenteuernacht oder erfüllen sich einen Kindheitstraum. 40 Prozent kommen ohne ihre Kinder.
Die Häuser sind in den Baum reingebaut, also verwinkelt und eng. Das Besondere ist das Gefühl, direkt im Baum zu stecken. Der Baum bildet mit seinen Ästen Räume. Man fühlt sich darin geschützt und kann trotzdem durch die Zweige nach außen blicken. Sie können beobachten, ohne gesehen zu werden. Der Baum ist wie eine schützende Hülle, man fühlt sich sehr wohl darin. Und das Baumhaus verstärkt diese Hülle.
Hat Ihre Form der Waldnutzung Zukunft?
Das Baumhausthema steht noch ganz am Anfang. Aber ich ahne schon, dass es beliebter wird. Damit kann man sich letzte verbliebene Abenteuerräume sichern. Unsere Welt ist normatisiert und gleich und gerade gemacht. Das Hotel ist wie eine kleine Nische, ohne dass man nach Alaska fliegen muss. Ich weiß von einem anderen Anbieter in Österreich, aber dessen Häuser stehen meines Wissens nach auf Pfählen. Ein richtiges Baumhausfeeling kann da nicht aufkommen, denke ich.
Was für Potentiale hat der Wald für die Menschen?
Also, das Wichtigste am Wald ist eigentlich, dass der Wald etwas für die Seele ist und das wird heutzutage total vergessen. Überall stehen Lehrpfade und den Kindern wird in der Schule schon das System des Borkenkäfers und alles mögliche erklärt. Das, was uns zur Pflege der Natur bringt, nämlich die Liebe zur Natur, das ist den Kindern abhanden gekommen. Wir bilden uns ein, wenn wir den Kindern die Nützlichkeit der Natur vermitteln, werden sie diese Natur auch schützen. Das ist nicht so, im Gegenteil. Wir müssen sie das Lieben lehren.
Das ist das Hauptpotential, was der Wald hat. Dass er praktisch ein Raum ist, wo man sich zurückzieht von der ganzen alltäglichen Hektik. Wenn man in den Wald geht, taucht man mit dem ganzen Körper und mit der ganzen Seele ein in diese Ruhe.
Was sollten wir in Zukunft anders machen?
Ein großer Schritt passiert schon: Es werden keine Monokulturen mehr gepflanzt, sondern Mischwälder. Was ich auch gut fände, wäre, wenn der Wald nicht so schachbrettartig gerastert wäre, sondern wenn es auch interessante Strukturen an Wegen gäbe.
Die Fragen stellte
Sandra Ketterer.