Was ist eigentlich ein Weiberrevier und welches Ziel verfolgen Sie damit?
Wir sind ein Verein für jagdliche Öffentlichkeitsarbeit. Aber weil das wenig plakativ klingt, haben wir uns für "Weiberrevier" entschieden - auch, weil der Verein 2002 von Frauen gegründet wurde. Die Hälfte unserer Mitglieder sind aber inzwischen Männer. Und unser gemeinsames Motto ist: Wir geben nicht eher auf, bis jeder den Unterschied zwischen Reh und Hirsch kennt.
Was geht Ihnen auf dem Hochsitz so durch den Kopf?
Im Grünen sitzen, die Stille oder Vogelgeräusche aufnehmen: Das ist wie Urlaub. Wenn ich auf den Hochsitz steige, ist der Alltag weg. Das ändert sich aber sofort, wenn ein Tier kommt, das ich jagen will. Dann bin ich hochkonzentriert darauf aus, einen präzisen Schuss abzugeben.
Jägerinnen sind - wie einst die Amazonen - vielen Männern unheimlich. Ist Ihnen in dieser Hinsicht schon einmal etwas aufgefallen?
Ich habe einmal als einzige Frau an einer großen Gesellschaftsjagd teilgenommen. Am Ende war ich eindeutig Jagdkönig.
Aber der Jagdherr hatte anscheinend ein Problem damit, nach dem Motto: die einzige Frau und dann auch noch die Siegerin. Er ernannte kurzerhand den Zweiten zum Jagdkönig...
Musste man Sie zum Jagen tragen?
Als Kind war ich Jagdgegnerin. Ich hatte das "Bambikiller-Syndrom". Im Rahmen meines Jobs als Vermögensverwalterin musste ich mich dann mit dem Jagdrecht beschäftigen. Daraufhin habe ich den Jagdschein gemacht. Aus heutiger Sicht eine hervorragende Entscheidung.
Das Töten gehört zu Ihrer Aufgabe. Was empfinden Sie dabei?
Zu Töten ist eine sehr emotionale Angelegenheit. Ich sage mir vor jedem Schuss: Da geht ein Lichtlein aus, das kriegt man nicht mit Geld und guten Worten wieder an. Meistens kenne ich das Tier bereits über Jahre. Als Jäger muss man sich immer wieder sensibilisieren. Aber wenn man verstanden hat, worum es beim Jagen geht, dann ist die Bereitschaft zum Töten da. Man muss sich den Wildbestand vorstellen wie einen Stall Kühe: Die Tiere müssen artgerecht leben können. Das können sie nicht, wenn es zu viele sind. Und täglich wird ihr Lebensraum weiter beschnitten. Mit dem Töten stelle ich ein Gleichgewicht her und tue der Natur etwas Gutes.
Die Fragen stellte
Beate Flemming