HOLZINVESTMENTS
Immer mehr Anleger und Investoren interessieren sich für Geldanlagen in den wertvollen Rohstoff
"Norwegian wood" - wie einstmals im Jahr 1965 die Beatles, so wissen heute auch Anleger, ein Loblied auf den Wald zu singen. Immer mehr von ihnen interessieren sich weltweit für Investments in den Wald - und damit in Holz. Dabei sind die kleineren Vermögen in der alltäglichen Hektik der Finanzmärkte gefangen, die großen Vermögen glänzen dagegen mit einer langfristigen Ausrichtung und mit ausgeprägter Besonnenheit. Wohl nirgends ist dies so wichtig wie in der Anlageklasse Holz.
Vor allem aus diesem Grund ist Anlegern mit kleinerem Geldbeutel diese Investmentklasse bislang weitgehend verschlossen geblieben. Direkt investieren hier vor allem die Reichen und Superreichen der Welt. "Großanleger mit Milliardensummen im Rücken kaufen schlicht und ergreifend ganze Waldbestände auf", sagt Petra Becher von der Schweizer Bank UBS. Amerikanische Großinvestoren haben zum Beispiel ihre Forst-Investments seit Ende 2003 um fast 30 Prozent auf rund 20 Milliarden US-Dollar aufgestockt. Als Vorreiter schoben sich die Stiftungsfonds der Harvard University und der Yale University ins Rampenlicht.
Für Holz-Investments hat sich in Europa bei den Eigentümern von Privatbanken und Vermögensverwaltungen so etwas wie eine Fangemeinde gebildet. Dazu zählt zum Beispiel die Fürstenfamilie von Liechtenstein, die größter privater Waldbesitzer in Europa ist. "Holz ist die derzeit am niedrigsten bewertete Anlageklasse", sagt auch Eric Syz, Gründer und geschäftsführender Partner der Banque Syz in Genf. Und dies, obwohl Holz in den vergangenen Jahren analog zu anderen Rohstoffen deutlich teurer geworden ist.
In das gleiche Horn stößt auch Christian Baha, Gründer und Vorstandschef der österreichischen Hedge-Fonds-Gesellschaft Superfund. "Ich sehe sehr viel Sinn darin, einen Teil meines Geldes in Wald zu investieren", sagt Baha. Sowohl Syz als auch Baha zählen zu jenen Menschen, die über genügend Geld verfügen, um direkt in diese Anlageklasse einzusteigen.
Privaten Investoren mit kleinerem Geldbeutel fällt dies schon wesentlich schwerer; es sei denn, sie erben Ländereien. Dem "kleinen Mann" bleibt in der Regel nur das indirekte Investment. Er wird sich wohl keine Ländereien und forstwirtschaftlichen Flächen kaufen können, sodass er nach anderen Wegen suchen muss. Dies auch, weil private Anleger meist weniger langfristig agieren als die großen Vermögen, denen es nicht selten vorrangig weniger um kräftige Wertsteigerungen, sondern eher um den Erhalt ihres Vermögens geht. Hinzu kommt: Wald und Holz sind als Direktinvestments nicht liquide und nur schwer handelbare Vermögenswerte.
Die generelle Zurückhaltung des privaten Anlegerpublikums gegenüber Wald und Holz hat auch andere Gründe; denn die Forstwirtschaft ist mit der Agrarwirtschaft zu vergleichen: Das Angebot sowohl an forstwirtschaftlichen als auch an agrarischen Rohstoffen lässt sich nicht beliebig ausweiten, da die Anbauflächen in beiden Bereichen begrenzt sind. Eines unterscheidet beide Branchen jedoch: Während die Aussaat landwirtschaftlicher Rohstoffe bereits nach relativ kurzer Zeit Erträge bringt, vergehen von der Anpflanzung neuer Bäume bis zu ihrer "Ernte" - der Verwendung von Holz aus den Baumstämmen - nicht selten mehr als insgesamt 20 Jahre.
"Das biologische Wachstum des Baumes unterscheidet Waldinvestments grundlegend von anderen Sachwertanlagen", sagt Dieter Rentsch vom Nischenanbieter Aquila Capital in Hamburg. Das Wachstum des Baumes trägt auf zwei Wegen zur Steigerung des Wertes bei: Zum einen nimmt das Volumen des Baumes über viele Jahre hinweg exponenziell zu. Zum anderen steigt während dieser Phase auch der Wert des Holzes, weil längere und dickere Baumstämme in der Verarbeitung vielfältiger nutzbar sind. Wer in Holz investiert, tut das nicht allein unter dem Aspekt der zu erwartenden Verkaufserlöse dieses weltweit stark gefragten Rohstoffs. Holz wird seit jeher zur Herstellung von Zellstoff und in den weiteren Stufen der Wertschöpfungskette als Papier verwendet. Es findet aber darüber hinaus auch als Baumaterial und als Energieträger Verwendung.
Aus ökonomischer Sicht könnte es ein weiteres Argument für diese Anlageform geben: Neben der Vermarktung des Rohstoffs Holz könnten sich neue Renditemöglichkeiten eröffnen. Denn für die Aufforstung von Waldflächen im Rahmen der UN-Klimarahmenkonvention und des Kyoto-Protokolls werden so genannte Certified Emission Reductions (CER) ausgegeben. Neu gesetzte Bäume nehmen während der langen Wuchsphase deutlich mehr Kohlendioxid auf, als sie abgeben. Die für die Aufforstung bewilligten CER können an jene verkauft werden, deren Emissionsbilanz im Minus ist. Der als Maßstab für diese Anlageklasse geltende NCREIF Timberland Property Index ist seit seiner Lancierung vor rund 25 Jahren im Durchschnitt um rund 15 Prozent pro Jahr gestiegen. Im gleichen Zeitraum konnten Anleger mit Aktien (in US-Dollar gerechnet) durchschnittliche Resultate zwischen elf und 15 Prozent pro Jahr erzielen.
Die am häufigsten genutzte Möglichkeit sind allerdings direkte Investments in Aktien von Unternehmen, die Wald besitzen oder Holz verarbeiten. Eine weitere Möglichkeit besteht in dem Erwerb von Zertifikaten auf internationale Aktien der Holzwirtschaft. Diese erhalten Plantagenbesitzer sowie Unternehmen, die in den Bereichen Aufforstung, Rodung, der Kultivierung und im Holzhandel aktiv sind.