ÖKOSIEGEL
Zwei Zertifikate konkurrieren um das gute Gewissen bei Verbrauchern und Holzeinkäufern
Wer dem Wald etwas Gutes tun will, engagiert sich bei Greenpeace, WWF oder Robin Wood, vielleicht auch in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Oder er geht einfach in den Baumarkt. Denn dort hat er beim Kauf von Gartenmöbeln, Parkett oder Profilholz die Wahl, Ware mit oder ohne Öko-Zertifikat zu kaufen. Die gibt es vielerorts. Man muss nur danach fragen. Eine große Baumarktkette zum Beispiel, Nummer eins der Branche, hat sich frühzeitig für nachhaltige Waldnutzung engagiert. 1992 kippte sie Tropenholz-Produkte komplett aus ihrem Sortiment, da hier eine Waldnutzung ohne Raubbau nicht zu garantieren war. Inzwischen versuchen auch andere Baumarkt-Ketten, möglichst nur Holz aus nachhaltiger Bewirtschaftung zu verkaufen, welches das so genannte "FSC-Siegel" trägt. Dabei geht es aber längst nicht mehr nur um Tropenholz, sondern auch um Produkte aus dem deutschen Wald.
FSC steht für Forest Stewardship Council, was so viel wie "Weltforst-Rat" bedeutet. Es wurde 1993 - ein Jahr nach dem UN-Erdgipfel in Rio de Janeiro - in Kanada von Naturschutz- und Sozialverbänden, Gewerkschaften und Unternehmen der Forstindustrie gegründet. Ausgangspunkt war die Erfahrung, dass die Aufrufe zum Tropenholz-Boykott in den 80er-Jahren den Raubbau nicht gestoppt hatten. Tatsächlich war der Raubbau in den Wäldern sogar noch angestiegen. Ein Paradoxon: Die durch den Boykott gesunkenen Preise hatten nämlich vielfach höheren Einschlag zur Folge. Die Holzproduzenten versuchten so, den Umsatz zu stabilisieren. Die FSC-Initiatoren gingen deswegen einen neuen Weg. Sie setzen sich zum Ziel, überprüfbare Kriterien für eine verträgliche, "nachhaltige" Waldbewirtschaftung aufzustellen.
Der FSC vergibt sein Siegel nur an Betriebe, die den Wald schonend nutzen, also auf Kahlschläge verzichten, die die Artenvielfalt erhalten und Sozialstandards etwa bei den Forstarbeitern und beim Schutz indigener Völker beachten. Möglichst sollen natürliche Prozesse genutzt und unterstützt werden - so favorisiert der FSC Mischwälder statt Monokulturen, die Verwendung einheimischer Baumarten und eine Altersstruktur von ganz jungen bis zu sehr alten Bäumen. Vor allem: Die Nutzung des Waldes soll schonend sein und daher soll nur so viel Holz entnommen werden, wie wieder nachwächst. Die FSC-Betriebe dürfen keinen Kahlschlag betreiben, keine Pestizide benutzen und - besonders wichtig in Gebieten, in denen indigene Völker leben - : Sie müssen traditionelle Waldnutzungsrechte beachten. Insgesamt sind 56 einzelne Punkte einzuhalten. Die Beachtung der Vorschriften überprüft der FSC nicht selbst, er beauftragt unabhängige Zertifizierungsorganisationen mit dem Check der Forstbetriebe. Mittlerweile gibt es fast kein Produkt mehr, dass es nicht mit FSC-Label gäbe: vom Bilderrahmen über Hammer- und Besenstiele bis zu Wohnzimmerschränken und Visitenkarten.
Allerdings: Das Öko-Siegel des Forest Stewardship Council steht längst nicht mehr alleine. Neben dem internationalen FSC-Standard in Deutschland, das von Umweltverbänden wie WWF, Nabu und BUND unterstützt wird, existiert seit 1998 eine zuerst nur in Europa gestartete Konkurrenz: die PEFC-Zertifizierung (Pan European Forest Certification), die hauptsächlich von der Forstindustrie selbst initiiert wurde. Das Argument, warum man ein eigenes Logo und eigene Kriterien brauche: die Besitzstruktur in den europäischen und hier besonders in den deutschen Wäldern. 1,3 Millionen Waldbesitzern mit im Schnitt nur acht Hektar Forstfläche sei es nicht zuzumuten, sich jeweils einzeln begutachten zu lassen, hieß es bei der Gründung des FSC-Konkurrenz-Siegels.
Das hat Folgen: Von den rund elf Millionen Hektar Wald in Deutschland sind nur knapp 0,6 Millionen nach den strengen FSC-Kriterien zertifiziert, darunter Kommunalwälder, zum Beispiel die von Berlin, Wiesbaden und Freiburg. Der PEFC hingegen meldet knapp 7,2 Millionen Hektar - rund 65 Prozent der deutschen Waldfläche. Das Bundesland Hessen ist hier der Spitzenreiter mit 89 Prozent. Die Umweltverbände allerdings kritisieren, dass die Kriterien des europäischen PEFC nicht strikt genug überwacht würden.
Der Streit zwischen den Fans von FSC und dem nun ebenfalls international agierenden PEFC schwelt weiter. Unlängst hat sich die Deutsche Bahn einmal auf die FSC-Seite geschlagen. Sie setzt im Waggonbau nur noch Holzprodukte mit diesem Siegel ein. Für Bahnschwellen gilt das nicht. Da tut's auch PEFC.
Der Autor ist Redakteur
der "Frankfurter Rundschau"