HOLZMARKT
Das Reich der Mitte braucht große Mengen Holz, aber Experten sehen keinen Ausverkauf des deutschen Waldes
Verbraucher haben sich an eine bis dahin weithin unbekannte Begründung für Preiserhöhungen gewöhnt: Auslöser seien die Chinesen, die mit ihrem unstillbaren Wachstumsdrang die Rohstoffmärkte der Welt leer fegten. Neuerdings zeigen sie offenbar auch Interesse am deutschen Holz, was unter Branchenvertretern Befürchtungen über einen "Kahlschlag" in deutschen Wäldern auslöste.
"Die Chinesen brauchen Holz, und sie haben das Kapital in Form hoher Devisenreserven", sagt Bernhard Dierdorf, Vorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute. Ihr Holzhunger sei inzwischen so groß, dass er nicht nur mit großen Mengen, etwa aus Russland, gedeckt werden könne. "Die nehmen, was sie bekommen können, auch kleine Mengen", sagt Dierdorf. China will seinen derzeitigen Holzimport zwischen 140 und 160 Millionen Kubikmetern jährlich mittelfristig verdoppeln. Noch schiebt das Bundeswaldgesetz einer maßlosen Abholzung einen Riegel vor. Danach darf nur so viel Holz geschlagen werden, wie jährlich zuwächst. Aber dieses Gesetz soll noch in dieser Legislaturperiode novelliert werden. Dierdorf sieht vor allem in den Plänen, eine Plantagenbewirtschaftung einzuführen und diese aus dem Waldgesetz auszugliedern, eine Gefahr für die Vielfalt des heimischen Baumbestands.
Neulinge sind die chinesischen Kunden am deutschen Holzmarkt aber nicht. "Zwischen beiden Ländern bestehen seit Jahren gute Lieferbeziehungen", erklärt Klaus Schwarz, Chef der Außenhandelsabteilung beim Gesamtverband deutscher Holzhandel. Dabei interessieren sich die Chinesen zumeist für deutsches Wertholz, also Laubholz wie Buche oder Eiche. Von den 1,5 Millionen Kubikmetern, die Deutschland 2006 an Laub-Rundholz exportierte, gingen 423.000 Kubikmeter nach China. Dabei befriedigt die chinesische Nachfrage nicht nur den eigenen Markt. Ein Großteil des importierten Holzes wird in China zu Möbeln verarbeitet, die dann als Billigware wieder in den westlichen, auch deutschen Geschäften angeboten werden.
Sorge vor chinesischen Holzaufkäufern hat der Holzhandel nicht. Auch vereinzelte Berichte, nach denen Chinesen direkt oder über Mittelsmänner ganze Waldflächen aufkaufen, hält er für überzogen. "Was sollten sie davon haben, sie können doch nicht in großem Stil abholzen", so Schwarz.