Ramadan
Gerade in der Fremde sorgt das Ritual des Fastens für Geborgenheit
Das Fasten im Monat Ramadan zählt zu den fünf Säulen des Islams. Neben dem Glaubensbekenntnis, den Gebeten, der Armensteuer und der Pilgerfahrt nach Mekka bestimmt diese Hingabephase an Gott im neunten Monat des islamischen Mondkalenders den Zyklus eines gottgefälligen oder traditionellen Lebens. Von Morgengrauen bis zur Dämmerung sollen sich dann die weltweit mehr als eine Milliarde Muslime von allen leiblichen Genüssen fernhalten. Das gilt nicht nur fürs Essen und Trinken, sondern ebenso für Tabakgenuss oder Geschlechtsverkehr. Gerne verweisen Muslime dabei auf eine Überlieferung aus den Zeiten des Propheten: Wer diesen heiligen Monat hindurch fastet, dem vergibt Gott seine Sünden. Die Pflichterfüllung im Ramadan wiege 70 mal mehr, als die in anderen Monaten. Denn der Ramadan ist der Monat der Geduld und der Barmherzigkeit. Er drückt die Verbundenheit mit jenen Menschen aus, die täglich auf der Welt hungern müssen.
Diese Verbundenheit fängt bei Tagesanbruch an. Laut alter Tradition beginnt während dieser Wochen das tägliche Fasten sobald man im Morgengrauen einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden kann. So haben es auch, laut einer Umfrage der Medienagentur Media&Things, 67 Prozent der hier lebenden Türken im zurückliegenden Ramadan 2007 gehalten. Doch inmitten unter Christen fallen Traditionsausübungen oft schwer. Viele Muslime, die in erster Generation in der Bundesrepublik leben, vermissen etwa den überlieferten Rahmen aus der Heimat: Die geschmückten Einkaufspassagen etwa oder die sakrale Stimmung auf den Straßen. Oft mangelt es auch an recht handfesten Ritualen. So ist es in der islamischen Welt während der Fastenzeit eigentlich üblich, dass um Mitternacht Trommler auf die Straße gehen, die die Menschen an die bald einsetzende Morgendämmerung erinnern.
In der Diaspora muss der Gläubige selbst auf den Zyklus von Fülle und Enthaltung achten. Um so wichtiger ist es da, dass man den Ramadan im Kreis der Freunde und der Familie erlebt. Das gilt für das gemeinsame Mahl während des täglichen Fastenbrechens, ganz besonders aber für das dreitägige Zuckerfest. Dieses schließt den heiligen Monat ab. Gottesdienste und Geschenke künden dann nicht nur von einer religiösen Freude, sie erinnern gerade außerhalb der islamischen Welt daran, dass man als Andersgläubiger aufgehoben ist in einer großen Gemeinschaft.