Fußball-WM brachte Imagewandel für das Reiseland Deutschland
Berlin: (hib/VOM) Die Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr hat nach Einschätzung des Präsidenten des Deutschen Tourismusverbandes, Thilo Braune, zu einem einmaligen Imagegewinn für Deutschland geführt. Deutschland habe sich damit als Reisemarke stabilisiert, die Stimmungslage habe sich aufgehellt, sagte Braune am Mittwochnachmittag im Tourismusausschuss. Der Effekt werde auch die von der WM nicht betroffenen Regionen mittelfristig positiv beeinflussen können. Durch die WM seien 60.000 Arbeitsplätze zusätzlich geschaffen worden, davon seien 20.000 Dauerarbeitsplätze. Jeweils ein Drittel entfielen auf die Hotels, auf die Gastronomie und auf Sicherheitsunternehmen. Allerdings hätten die umliegenden Regionen von der WM nicht ganz so profitiert, wie man sich das vorgestellt hatte. Auch hätten manche Gäste ihren Deutschlandbesuch auf die fußballfreie Zeit gelegt. Vor allem das Tagungs- und Veranstaltungsgeschäft sei im Juni rückläufig gewesen. Bäder, Freizeitanlagen, Parks und Schausteller hätten nur eine "gemischte Bilanz" zu verzeichnen. Deutschland braucht nach den Worten Braunes solche Events der großen, mittleren und kleineren Art, um Gäste aus dem In- und Ausland anzuziehen. Den Gästen müssten hohe Standards in Ausstattung und Servicequalität, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und auf die Zielgruppen abgestimmte Angebote bereitgestellt werden. Deshalb gelte es, weiter in die Infrastruktur zu investieren und auf Qualität zu setzen. Die WM habe gezeigt, dass man Erfolg haben kann, wenn die Verantwortlichen eng kooperieren.
"Wir sind Weltmeister der Gastgeber geworden", sagte die Pressesprecherin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Stefanie Heckel. Die Service- und Freundlichkeitskampagne der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) sowie Dehoga-Veranstaltungen hätten dazu beigetragen, dass die Hotels gut vorbereitet gewesen seien. Der durchschnittliche Zimmerpreis habe mit 113 Euro pro Übernachtung nur knapp über dem europäischen Durchschnittspreis von 103 Euro gelegen. Obwohl sich damit die Lage und Stimmung der Branche nach vierjähriger "Durststrecke" aufgehellt habe, bleibe die Kosten- und Ertragssituation vieler Betriebe angespannt. Steigende Zahlen seien vor allem durch Gäste aus dem Ausland zu erwarten. 2006 sei die durchschnittliche Zimmerauslastung insgesamt gestiegen, die Auslastung im WM-Monat Juni jedoch im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,7 Prozent zurückgegangen. Die Hotels in München und Berlin hätten sogar zweistellige Rückgänge bei den Zimmerauslastungen verschmerzen müssen.
Auch Norbert Tödter von der DZT sah den Erfolg des vergangenen Jahres im Tourismus aus dem Ausland begründet. Tödter bestätigte, dass die WM zu Verlagerungseffekten bei Kongressen und Tagungen geführt habe, die vor allem in Berlin und München spürbar geworden seien. Der Imagegewinn sei vor allem in den ausländischen Medien nachweisbar. Zentrale Stärken Deutschlands seien abwechslungsreiche Landschaften und viele kulturelle Sehenswürdigkeiten. Neun von zehn bei der WM befragten Gästen hätten angegeben, Deutschland als Reiseland empfehlen zu wollen. Ziel sei es für dieses Jahr, die Besucherzahlen aus dem Ausland im Vergleich zum Vorjahr stabil zu halten. Die WM-Gäste hätten während ihres Aufenthalts etwa das Dreifache dessen ausgegeben, was ein "normaler ausländischer Gast" in Deutschland ausgibt. Kultur und Erholung würden in der Auslandswerbung der DZT die bestimmenden Produktlinien bleiben. Für diese gelte es neue Zielgruppen zu finden. Sporttourismus hängt nach den Worten Tödters von großen Events ab.
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