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Renate Gradistanac
Mitglied des Deutschen Bundestages
SPD
---- Calws AOK-Geschäftsführer Claus Bannert (rechts), der stellvertretende Vorsitzenden des AOK-Bezirksrats Peter Ensslen (links) und Personalratsvorsitzender Uwe Renz legten Renate Gradistanac die Sorgen der AOK wegen der Gesundheitsreform dar. Bild: SPD

Gesundheitsreform: Kritik erwünscht

Renate Gradistanac diskutierte mit der AOK Calw über das Reformprojekt

Kreis Calw. Claus Bannert, Geschäftsführer der AOK Calw, fürchtet erhebliche Nachteile für die gesetzlichen Krankenkassen durch die Gesundheitsreform. Renate Gradistanac hatte Bannert ins SPD-Bürgerbüro nach Nagold zu einem Gespräch eingeladen. Für Claus Bannert bedeutet die Einführung eines bundeseinheitlichen Beitragssatzes, dass der seiner Meinung nach bestehende „gesunde Wettbewerb“ unter den Krankenkassen verloren gehe. „Wir werden künftig nur noch einen Wettbewerb um die gesunden und jungen Menschen haben“, so Bannert. Die geplante Zusatzprämie, über die die Kassen ihr eventuell erweitertes Leistungsspektrum finanzieren sollen, sei „zutiefst zynisch“, denn der Gedanke der Solidarität gehe endgültig verloren: „Das wird eine elende Pickerei, die Qualität wird auf der Strecke bleiben“. Bannert sieht Baden-Württemberg und besonders den Kurorte- und Bäderkreis Calw als einen der „großen Verlierer“ der Gesundheitsreform: „Wir haben sehr viele Arbeitsplätze in Gesundheitsberufen - viele davon sind in Gefahr. Dem positive Trend im Gesundheitsbereich - „Aktuell haben wir hier ein Wachstum von jährlich rund zehn Prozent“ (Bannert) - werde ein „verheerender Stoß“ versetzt. Teil der geplanten Reform ist die Schaffung einer Stelle, die die Krankenkassenbeiträge zentral einzieht. Das, so der stellvertretende Vorsitzende des AOK-Bezirksrats, Peter Ensslen, vernichte Arbeitsplätze vor Ort. „Verstehen kann das keiner“, sagt Ensslen „Dabei haben wir die Verwaltungskosten in den vergangenen Jahren deutlich gesenkt.“ Entsprechend ist die Stimmung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der AOK in Calw. Personalratsvorsitzender Uwe Renz: „Die Leute haben Angst um ihren Arbeitsplatz.“ Claus Bannert sieht obendrein die dezentrale Selbstverwaltungsstruktur in Gefahr: „Das war immer ein gutes Instrument, da wir Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter an einem Tisch haben.“ Die SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac hat Verständnis für die Sorgen der AOK und sieht Teile der Reform selbst kritisch: „Den geplanten Gesundheitsfonds als zentralen Reformpunkt lehne ich ab.“ Indes begrüße sie ausdrücklich eine Reihe weiterer Vereinbarungen. Gradistanac nannte beispielhaft vier Punkte: den Umstand, dass künftig alle Bürgerinnen und Bürger Versicherungsschutz genießen sollen; den Umstand, dass private Unfälle Teil der gesetzlichen Versicherung bleiben; den Ausbau der integrierten Versorgung (indem künftig auch nichtärztliche Heilberufe einbezogen werden) und den Hausarzttarif (die Kassen werden verpflichtet, Patienten einen solchen Tarif anzubieten; der Hausarzt wird Lotse, kostspielige Doppeluntersuchen können so vermieden werden). Im September, wenn die derzeit diskutierten Eckpunkte den Status eines Gesetzentwurfs erreicht haben, wird der Bundestag darüber diskutieren. Renate Gradistanac ermunterte die AOK-Vertreter, ihre Meinung weiterhin offensiv zu vertreten: „Ich setze auf die kritische Unterstützung vor Ort. Meiner Meinung nach sind die Eckpunkte der Reform noch nicht die Antwort, die das Gesundheitssystem angesichts der Herausforderungen der Zukunft braucht.“