Handwerkergespräch im SPD-Bürgerbüro in Nagold
(von links): Roswitha Keppler, Michael Rau, Renate Gradistanac,
Joachim Möhrle, Evelyne Gebhardt und Roland Haaß. Foto:
SPD
9. Februar
2006
Dem Teufel
die Zähne zeigen
Einsatz
fürs Handwerk: Abgeordnete suchen Verbündete
Kreis
Calw/Nagold. Ein heißes Eisen packten auf Vermittlung von
SPD-Bundestagsabgeordneten Renate Gradistanac Vertreter des
Handwerks aus der Region an. In einer Gesprächsrunde im
Bürgerbüro der Abgeordneten in Nagold ging es um die
Dienstleistungsrichtlinien.
Das
EU-Parlament beabsichtigt mit dieser Richtlinie die
Dienstleistungsmärkte europaweit zu öffnen. Das wird von
der Bundesregierung im Grundsatz bejaht, soll die Richtlinie doch
den Wettbewerb in Europa stärken und auch in Deutschland
Wachstum und Beschäftigung schaffen, so Renate
Gradistanac.
Die
umstrittene Frage des Herkunftslandprinzips jedoch berge
„ungeheuren Sprengsatz“. Dieses Prinzip, von weiten
Teilen der konservativen Kräfte in der EU befürwortet,
sieht vor, dass Dienstleister in einem anderen Land nur den Regeln
ihrer Heimat unterworfen sind. „Das wäre eine wahre
Katastrophe“, so Joachim Möhrle, Präsident des
baden-württembergischen Handwerkstags.
Mit seinem
Hauptgeschäftsführer Roland Haaß,
Kreishandwerksmeisterin Roswitha Keppler und Michael Rau von der
Kreishandwerkerschaft Calw, deren Kollegen aus dem Landkreis
Freudenstadt und weiteren Vertretern des Handwerks suchte die Runde
nach Wegen, um „dem Teufel Dienstleistungsrichtlinien die
Zähne zu ziehen“, wie es Dr. Joachim Eisert von der
Rechtsabteilung des Handwerkstages formulierte.
Dass dies zum
großen Teil schon gelungen ist, sei vor allem der
EU-Abgeordneten Evelyne Gebhardt (SPD) zu verdanken, die auf
Einladung von Renate Gradistanac den Handwerkern die aktuelle
politische Lage schilderte. Laut Gebhardt, Berichterstatterin zum
Thema Dienstleistungsrichtlinie im EU-Ausschuss Binnenmarkt und
Verbraucherschutz, sei noch nichts verloren. Es gelte jetzt, auf
politischem und administrativem Wege, Freunde und Mehrheiten zu
finden, um die Dienstleistungsrichtlinie in Brüssel noch zu
kippen. Das bedürfe aller Anstrengungen, denn „das
Herkunftslandprinzip wird an die Arbeitsplätze gehen“,
befürchtete Siegfried Dreger von der Kreishandwerkerschaft in
Freudenstadt.
Die Vertreter
des Handwerks beklagten einmal mehr, dass sie im Schatten
einflussreicher Industrieverbände kaum eine Lobby hätten.
Es gebe jedoch Ausnahmen: „Sie tun sehr viel fürs
Handwerk“, lobte Präsident Möhrle den couragierten
Einsatz der sozialdemokratischen Abgeordneten Renate Gradistanac
und Evelyne Gebhardt.
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