„Im
CDU-Zirkel unerwünscht“
Renate
Gradistanac verstärkt ihre Kritik an der WFG und spricht von
schwarzem Filz im Nordschwarzwald
Als
„großartigen Auftritt der Zukunftsregion
Nordschwarzwald“ bewertet Renate Gradistanac die
Stallwächterparty in Berlin. Die Veranstaltung sei „eine
hervorragende Werbung und wertvoll für den
Zusammenhalt“. Ihre Kritik an der Organisation halte sie
indes aufrecht.
Die
SPD-Bundestagsabgeordnete ist mit Erwiderung des
Geschäftsführers der Wirtschaftsfördergesellschaft
(WFG), Norbert Höptner, nicht zufrieden. „Mag sein, dass
Herr Höptner, so wie er erklärt, tatsächlich nicht
böswillig gehandelt hat“, schreibt Gradistanac in einer
Pressemitteilung. „Aber die WFG hat zugelassen, dass der
CDU-Bundestagsabgeordnete Fuchtel das neutrale Forum
Stallwächterparty missbraucht hat, um CDU-Parteipolitik zu
betreiben.“
Unprofessionalität und CDU-Parteipolitik hatte Renate
Gradistanac der WFG bei der Organisation der Stallwächterparty
vorgehalten. In der Presse vom Mittwoch räumte Höptner
ein, dass die Einladungen zur Veranstaltung zu spät verschickt
worden seien; es habe jedoch „überhaupt kein böser
Wille“ dahinter gesteckt. Im Übrigen, so Höptner,
seien alle Beteiligten vorab informiert gewesen. Gradistanac
widerspricht: „Die mir zugestandenen 25 Personen plus die
vier Handwerker wurden vorab nicht informiert. Den meisten war es
darum nicht möglich, nach Berlin zu kommen.“
Den Vorwurf
der Parteilichkeit und Unprofessionalität hat Norbert
Höptner in der Presse zurückgewiesen: Der Abgeordnete
Fuchtel habe seinen Demonstrationszug eigenständig und ohne
Mitwirken der WFG organisiert. Renate Gradistanac lässt dies
nicht gelten. „Fakt ist: Fuchtel durfte seinen
parteipolitischen Populismus im Rahmen einer politisch neutralen
Veranstaltung des Landes Baden-Württemberg und der Region
Nordschwarzwald präsentieren. Ich frage Herrn Höptner
noch einmal: Ist die WFG nur auf Fuchtel hereingefallen oder hat
sie dessen Aktionismus stillschweigend und wohlwollend
unterstützt? Diesen parteipolitischen Aufmarsch empfand ich in
diesem Rahmen als unangemessen.“
Hans-Joachim
Fuchtel selbst hat bei einem Empfang der IHK Nordschwarzwald am
Mittwoch in Berlin unfreiwillig eine Antwort angeboten.
Gradistanac: „Der Kollege hat öffentlich eingestanden,
dass er und sein Pforzheimer CDU-Kollege Krichbaum sich im Vorfeld
der Stallwächterparty etwa 20mal mit Herrn Höptner zur
Beratung und Abstimmung getroffen habe. Ich als SPD-Abgeordnete war
zu keiner einzigen Veranstaltung eingeladen. Ich drücke es
anders aus: Ich war in diesem CDU-Zirkel nicht erwünscht. Das
ist für mich keine neue Erfahrung in meiner politischen
Arbeit. Aber es ist noch nicht vorgekommen, dass ich vor dreifach
verschlossenen Türen gestanden bin.“
Und weiter:
„Die Stallwächterparty zeigt leider exemplarisch: Dieser
schwarze Filz ist die Realität bei uns im Nordschwarzwald. Die
Bürgerinnen und Bürger machen sich keine Vorstellung, wie
in diesen verfestigten Strukturen getrickst und getäuscht
wird, unliebsame Personen draußen bleiben müssen und
Kritiker abgebürstet werden“, so Gradistanac. „Es
geht nicht um Spaß oder nicht - es geht um demokratische
Strukturen.“
Wer in solch
einem System aus Parteikumpanie und Vetternwirtschaft groß
geworden sei, mache sich nicht mehr die Mühe, andere
einzubinden: „Solche Menschen glauben tatsächlich, dass
sie der Staat sind, die Politik ihr alleiniges Spielfeld ist und
Veranstaltungen wie die Stallwächterparty auf sie
persönlich zugeschnitten sind. Es erstaunt mich sehr, dass
auch Herr Höptner als WFG-Geschäftsführer diese
Verflechtungen als Normalität empfindet. Ich betone: Ich werfe
Herrn Höptner keine Böswilligkeit vor. Aber die
Verantwortlichen müssen lernen, dass Kooperation in der
Demokratie eine überparteiliche, transparente Zusammenarbeit
mit allen Akteuren bedeutet.“
Auf
Höptners Antwort, mit der dieser die Unstimmigkeiten aus der
Welt schaffen wolle, sei sie gespannt, schreibt Gradistanac und
endet mit dem Satz: „Die gute Nachricht: Diese
öffentliche Diskussion ist manchen sehr unangenehm und sie
offenbart, dass es trotz des zähen schwarzen Filzes
erfreulicherweise auch im Nordschwarzwald anständige
Demokratinnen und Demokraten gibt.“
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