17. Januar
2006
„Ein
Call-Center akzeptiere ich nicht“
Renate
Gradistanac gegen Zentralisierung der Arbeitsagentur
Renate
Gradistanac ist gegen die fortschreitende Zentralisierung der
Bundesagentur für Arbeit. „Wenn die Regionaldirektion im
Land Abteilungen nach Frankfurt abgeben muss, um am Ende
womöglich aufgelöst zu werden, bedeutet dies einen
elementaren Qualitäts- und Kompetenzverlust bei uns im
Schwarzwald.“
Bislang
bewältigt jede einzelne der bundesweit 178 Arbeitsagenturen
die internen Verwaltungsaufgaben Personal, Controlling/Finanzen,
Infrastruktur und infrastrukturelle Dienste selbst. 2007 sollen
diese Aufgaben in 45 internen Services zusammengefasst
werden.
In
Baden-Württemberg sollen diese Aufgaben bei den
Arbeitsagenturen Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe, Freiburg und Ulm
gebündelt werden. Die bisher auf Agenturebene angesiedelten
Ansprechpartner für Fragen der Arbeitsmarktstatistik sollen
ersatzlos wegfallen.
Auch auf der
Ebene der Regionaldirektionen ist die Bündelung besonderer
Aufgaben vorgesehen. Die Bereiche Statistik, Einkauf von
Fördermaßnahmen, interne Revision, Betriebsnummernstelle
und Forderungsmanagement sollen künftig bei fünf der
bisher zehn Regionaldirektionen konzentriert werden.
Nach den
Planungen des Vorstands der Bundesagentur für Arbeit soll
dabei die Regionaldirektion Baden-Württemberg künftig in
wichtigen Fragen von Frankfurt aus gesteuert werden; dort ist ein
Stützpunkt für Regionaldirektionsbezirke Hessen,
Rheinland-Pfalz-Saarland und Baden-Württemberg
vorgesehen.
Die
Optimierung von Organisationsstrukturen könne sinnvoll sein,
sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac. „Es
gilt aber zu verhindern, dass die Regionaldirektion
Baden-Württemberg durch die Verlagerung von
Dienstleistungsbereichen wie Arbeitsmarktstatistik, Einkauf von
Fördermaßnahmen oder Betriebsnummernstelle stark an
Bedeutung verliert. Damit werden nur Gerüchte über die
mittelfristig geplante Auflösung der Regionaldirektion
Baden-Württemberg untermauert.“
Eine neue
Regionaldirektion Südwest mit Sitz in Frankfurt a/M wäre
für Hessen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und
Baden-Württemberg zuständig. Besonders die Verlagerung
der Abteilungen Statistik und Einkauf von
Fördermaßnahmen, so die SPD-Bundestagsabgeordnete,
wäre „fatal für das Land“.
Gradistanac:
„Der für die Landes- und Kommunalpolitik wichtige
Geschäftsbereich Arbeitsmarktstatistik wäre in
Baden-Württemberg nicht mehr verfügbar. Das akzeptiere
ich nicht. Alle örtlichen Arbeitsagenturen sollen ihre
Statistikabteilungen verlieren. Wo bleiben dann die
Ansprechpartner, die mit regionalen Besonderheiten vertraut sind?
Bei allem Respekt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in
der Zentrale, aber mit einem Call-Center in Frankfurt wird die
Arbeitsagentur den Bedürfnissen im Schwarzwald nicht
gerecht.“
Regionale
strukturelle Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt bedürften
einer fachkundigen Bewertung. Verwaltung und Politik seien auf eine
qualitative Beratung durch die Arbeitsagentur
angewiesen.
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