19. Juni
2008
„Schluss mit dem Unsinn!“
Renate
Gradistanac fordert im Bundestag „gleichen Lohn für
gleichwertige Arbeit“
Renate
Gradistanac hat gestern im Deutschen Bundestag in einer
kämpferischen Rede ein Ende der
„Lohndiskriminierung“ in Deutschland verlangt und
„gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit“
gefordert.
Die
stellvertretende frauenpolitische Sprecherin der
SPD-Bundestagsfraktion trat in ihrer Rede vehement ein für die
„Durchsetzung der Entgeltgleichheit“, wie es im
Parlamentsdeutsch heißt.
Fakten: Ein
Bankkaufmann verdient im Schnitt monatlich 3682 Euro, eine
Bankkauffrau 2967, also 715 Euro weniger; eine
Maschinenbauingenieurin erhält 3557 Euro, ein männlicher
Kollege 4329 Euro, also 772 Euro mehr. Zwar haben die Frauen
aufgeholt - 1960 verdienten Arbeiterinnen 41 Prozent weniger als
Arbeiter - , doch 2005 waren es immer noch 26 Prozent weniger.
Europaweit liegt der Verdienstabstand bei 15 Prozent, in
Deutschland beträgt er 22 Prozent.
„Ein
Skandal“, konstatiert Renate Gradistanac und teilt die
Empörung des bayerischen Frauen-Staatsministeriums:
„Schluss mit dem Unsinn!“ Indes ist Besserung nicht in
Sicht: Seit 1995 ist EU-weit der Gehaltsunterschied um zwei Prozent
geschrumpft, in Deutschland um einen Prozentpunkt gestiegen.
„Es ist traurige Tradition, dass wir in der EU einen der
letzen Plätze einnehmen.“
Der Grundsatz
„gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit“ sei seit
langem Teil des deutschen Rechtssystems. Wer benachteiligt wird,
könne die Antidiskriminierungsstelle des Bundes anrufen. Aber
ohne weiteren politischen Druck werde sich die Lage nicht
entscheidend ändern. „Die Bevölkerung sieht
Handlungsbedarf: Frauen wollen fair bezahlte und
sozialversicherungspflichtige Arbeit. 70 Prozent der
Beschäftigten im Niedriglohnsektor sind Frauen - darum fordert
die SPD-Fraktion flächendeckend
Mindestlöhne.“
Politisch, so
die Abgeordnete, seien Nachbesserungen beim Gleichbehandlungsgesetz
notwendig. Die Kritik der EU sei berechtigt, von Ländern wie
der Schweiz seien könne Deutschland bei der Beseitigung von
Lohnunterschieden lernen.
Obschon Frauen
besser ausgebildet seien als Männer, verfügten sie allen
gleichstellungs- und arbeitspolitischen Maßnahmen zum Trotz
immer noch über geringere Berufschancen und weniger soziale
Sicherheit. „Dies können wir uns in einer alternden
Gesellschaft auch nicht mehr leisten“, sagte Gradistanac.
Gleichstellungspolitik sei eine Querschnittsaufgabe; sie dürfe
weder der Familienpolitik untergeordneten werden, noch eine
Fußnote der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
sein.
Renate
Gradistanac wandte sich an die Kanzlerin und sagte: „Frau
Bundeskanzlerin Merkel, wir erwarten, dass Sie die
Entgeltgleichheit zur Chefsache machen und zwar im Sinne des
Hamburger Grundsatzprogramms meiner SPD: ,Wer die menschliche
Gesellschaft will, muss die männliche
überwinden.'“
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