Fachgespräch über innere Sicherheit - Renate
Gradistanac und Martin Gerster (beide SPD) im Gespräch mit dem
Leiter der Polizeidirektion Freudenstadt, Georg Moll, und dessen
Stellvertreter Martin Zerrinius. Mit auf dem Bild
SPD-Kreisvorsitzender Gerhard Gaiser. Foto: privat
20. November
2007
Moll:
„Enormer Kompetenzverlust“
Gradistanac
und Gerster fordern bessere personelle Ausstattung der Polizei /
Seit April bereits kreisweit 39 Fälle von Stalking
Kreis
Freudenstadt. Die Polizei im Landkreis Freudenstadt
begrüßt die Gesetze für Jugendschutz und gegen
häusliche Gewalt und hat bei deren Umsetzung
„Riesenerfolge“ erzielt. Dies versicherte Georg Moll,
Leiter der Polizeidirektion Freudenstadt, bei einem Besuch der
Bundestagsabgeordneten Renate Gradistanac und Martin Gerster (beide
SPD).
Georg Moll und
sein Stellvertreter Martin Zerrinius berichteten von
verschärft angewandtem Jugendschutz: Die Polizei kontrolliere
in Gaststätten und Supermärkten die Abgabe von Alkohol an
Jugendliche und berate die Veranstalter von Vereinsfesten. Bei den
rund 80 Fällen von häuslicher Gewalt pro Jahr helfe die
Möglichkeit des gesetzlichen Platzverweises, so
Moll.
Neue
Möglichkeiten der Strafverfolgung biete auch das so genannte
Anti-Stalking-Gesetz. Obwohl erst im April in Kraft getreten,
würden bereits 39 Fälle nach diesem Gesetz behandelt.
Hoch schätzt Moll die flankierenden Hilfen von Einrichtungen
wie Ost-West-Integration (OWI), Jugendfonds oder den neuen Verein
„Frauen helfen Frauen“, den Renate Gradistanac als eine
wichtige Ergänzung zu Frauenhäusern erachtet.
Mit Blick auf
die Besorgnis erregend zunehmende Zahl von Fällen, in denen
Kinder bei Scheidungs-Auseinandersetzungen instrumentalisiert
werden, forderte sie Professionalität und hohe Qualität
der Beratungsstellen ein.
Große
Sorge bereiteten Moll und Zerrinius die personelle Ausstattung der
Polizeidirektion. Moll: „Nachdem die Polizei bei drei
Organisationswellen personell zur Ader gelassen wurde, ist jetzt
der Punkt gekommen, an dem der Bürger jeden weiteren Abgang
direkt merkt“. Dies treffe besonders für den
ländlichen Raum zu, in dem die zu bearbeitenden Fallzahl pro
Polizeibeamten ohnehin höher sei. Wie im ganzen Land, werde
die Altersstruktur der Polizei auch in der Direktion Freudenstadt
Probleme bereiten. „Innerhalb von zehn Jahren werden zwei
Drittel meiner Kriminalbeamten und die Hälfte der
Schutzpolizeibeamten in Ruhestand gegangen sein - ein enormer
Kompetenzverlust.“
Martin Gerster
verwies auf die zusätzlichen Herausforderungen für die
ohnehin stark belastete Polizei durch Rechtsextremismus und
Terrorismus. „Wie bei der Kulturpolitik entzieht sich das
Land Baden-Württemberg auch bei der Inneren Sicherheit seiner
originären Zuständigkeit“, sagte Gerster.
„Ich vermisse den Aufschrei in der
Bevölkerung.“
Gerster und
Gradistanac fordern das Land auf, nachhaltig Steuergelder für
die Innere Sicherheit einzusetzen. Direktionsleiter Moll stimmt mit
ein: „Sonst geht unsere Handlungsfähigkeit
verloren“.
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