2. März
2007
Gut sen d
Leut - sie schwätzed bloß schlecht
Schwäbisch poetisch: Dieter Huthmacher spielt am 24.
März im Kloster
HORB. Der
Pforzheimer Liedermacher Dieter Huthmacher stellt am Samstag, 24.
März, im Kloster sein neues Programm vor: Lästerlieder in
Mundart, literarische Sentenzen und leise Chanson-Poesie. Die
SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac hat Huthmacher
engagiert. Das Konzert ist ein Dankeschön an alle aktiven und
engagierten Horberinnen und Horber.
Huthmacher,
59, macht Musik im 28. Jahr; er textet, komponiert, singt (auch)
schwäbisch - Pforzheimer Schwäbisch mit sacht badischem
Anklang -, er ist Profi und hat sich in 28 Jahren nicht festlegen
lassen auf Mundart, hineinzwängen ins Humorfach, den
Polit-Liedermachern zuordnen oder den allzu süffigen
Gitarrenromantikern.
Huthmacher
folgt dem Chansonier Jacques Brel, melancholisch und euphorisch,
wehmütig, bös, bissig, befreit, ein Schelmenlachen
zwischen den Zeilen, selbstironisch und bisweilen weise. Es gibt
nichts zu beweisen / wir spielen keine Roll'n // Wir wissen was wir
haben / und haben was wir woll'n - zwei Zeilen von der CD
„Federleicht“ von 2003, vielleicht seiner bislang
intensivsten, weil Witz und Gefühl und Übermut und Poesie
im federleichten Gewand daherkommen und getragen werden von
sonnig-heiteren, mollig-warmen Tönen, weil die Stücke von
Abschied und Neuanfang erzählen, der leeren Zeit dazwischen
und von der alten Lieder süßer Klang / der in den
Kleidern hängt, ein Leben lang.
Huthmachers
aktuelles Mundart-Programm heißt „Guck“. Er
widerlegt das Vorurteil, wonach Liebeslieder auf schwäbisch
blöd sind und falsch klingen, unernst,
großväterlich-tätschelig, weil das zischelige
„isch“ und „bisch“ die Romantik verderben
und sich auf „woiß“ nichts recht reimen will,
außer „hoiß“ und „Goiß“.
Ach was, es geht auch anders als immerzu schwäbisch- knitz und
mosttrunken. Huthmachers Schwäbisch ist ungekünstelt und
gut, der Dialekt drängt sich nicht auf, man bemerkt ihn nicht,
es lässt sich sogar darin kosen und herzen ( I môg's /
wenn mir alloi sen onter viele Leut), und wenn man auch inhaltlich
schwäbisch werden will, also das Schwäbische
erklären möchte, muss man es schwäbisch sagen: Gut
sen d Leut / sie schwätzed bloß schlecht / lobt mr se /
no ischs au net recht.
„Guck“ ist ein abendfüllendes Programm aus
Liedern und literarischen Texten. Huthmacher singt
Rattenfänger-Balladen, Liebeslieder vom Schnee im August und
der schwäbischen Dialektik (Wenn i wellt wie i könnt,
dät i net wie'e mueß); er erzählt einfache
Geschichten von einfachen Leuten, von Bodenständigkeit und
Auflehnung, vom Bürgermeister, der lebenslänglich im
Rathaus hockt und dem Klärle mit Arschgeweih (einen Ausdruck,
den er schwäbisch zivil umschreibt).
Dieter
Huthmacher ist von hier, aber er ist nicht immer hier geblieben.
1971 hatte er das Studium der Grafik und Malerei in Pforzheim
bereits hinter sich, als er sich an der Franz-Liszt-Musikhochschule
in Weimar um ein Seminar bei der Schauspielerin, Brecht-Interpretin
und DDR-Nationalpreisträgerin Gisela May bewarb. Doch, das
ging damals, auch wenn wenige davon wussten - Huthmacher war der
einzige Wessi im Kurs.
Durch Gisela
May ist Dieter Huthmacher geworden, was er seit 30 Jahren ist: ein
Disseur, einer, der Kabarett, Chanson und Show gleichermaßen
beherrscht, der textet, komponiert, Gitarre spielt und dazu singt -
und immer wieder auf die Mundart zurückkommt.
„Mundart
ist direkter“, sagt der Sänger Huthmacher und wiederholt
nur, worum jeder Popinterpret weiß: Das gröbere und
vieldeutigere Englisch ist der verästelten Dichtersprache
Deutsch überlegen, wenn es um pointierte Verse geht. Oder mit
Huthmacher: Gut sen d Leut / sie schwätzed bloß schlecht
/ lobt mr se / no ischs au net recht // Wenn d gar nix sagsch /
isch au net gscheit / am beste sagsch: gut sen d Leut.
Gut isch
seller Huthmacher. Saget S'es weiter.
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