3. Mai
2005
Klares
Bekenntnis zur Mutter-Kind-Kur
Gradistanac fragte bei der AOK nach, warum die Kassen hier
sparen
Verdrängungswettbewerb bei den
Mutter-Kind-Kurhäusern, Präventionsgesetz,
Pflegeversicherung und die hohen Gehälter für
Krankenkassen-Vorstände - darüber sprach Renate
Gradistanac (SPD) mit Christian Kratzke (AOK).
Die
Bundestagsabgeordnete traf den Geschäftsführer der AOK
Freudenstadt pünktlich zum Weltgesundheitstag. Als
Familienpolitikerin zeigte sich Renate Gradistanac besorgt
angesichts des Sparkurses der Kassen bei den
Mutter-/Vater-Kind-Kuren und sprach von einer „Struktur der
Ablehnung“: 20 Prozent weniger Geld gaben die Kassen im
ersten Halbjahr 2004 gegenüber dem ersten Halbjahr 2003
für Eltern-Kuren aus.
Bei
annähernd gleich bleibender Anzahl der medizinisch
begründeten Kuranträge seien die geringeren Ausgaben
nicht erklärbar. Die Bundesregierung, so Gradistanac, messe
der Vorsorge und Rehabilitation für Mütter, Väter
und Kinder unverändert hohe Bedeutung bei. „Die
Mutter-Kind-Kur ist eine wichtige Vorsorge - sie muss aber als
medizinisch notwendig anerkannt sein.“
Die
Bundesregierung habe 2002 die Vollfinanzierung wieder
eingeführt und dafür gesorgt, dass auch für die
Mutter-Kind-Kur die üblichen Qualitätskriterien im
Kurbetrieb gelten. Bei der Gesundheitsreform 2004 seien die
Leistungen stabil geblieben. Christian Kratzke verwies darauf, dass
die AOK Baden-Württemberg Mutter-Kind-Kuren bereits vor 2002
im Gegensatz zu anderen Krankenkassen voll finanzierte. Es wurde
festgestellt, dass im Landkreis Freudenstadt etwas weniger
Mutter-Kind-Kur-Anträge gestellt wurden, als im Vorjahr. Die
Tatsache, dass mehr Anträge abgelehnt worden sind, können
auch daran liegen, dass inzwischen - wie bei allen anderen
Kurantragen auch - der Medizinische Dienst (früher der
„Vertrauensarzt“) die Anträge prüfe. Dies sei
zur Überwachung der Qualität auch dringend
notwendig.
Kratzke sieht
den Markt der Mutter-Kind-Kurhäuser vor einem
„Bereinigungsprozess“. Hier werde sich „die Spreu
vom Weizen trennen“, wobei sich Kratzke für die
Mutter-Kind-Kur-Einrichtungen im Landkreis Freudenstadt nicht die
großen Sorgen mache. Die Abgeordnete beobachtet diese
Entwicklung mit Skepsis: „Den Fehler hat die
Vorgängerregierung bei der ,Seehofer-Reform' gemacht.
Daraufhin sind überall private Kurkliniken entstanden.
Künftig werden nur Häuser mit Qualität eine Chance
haben.“
In der
Diskussion um die Fortentwicklung der Pflegeversicherung betont
Gradistanac den Grundsatz „ambulant vor
stationär“; sie fordert eine stärkere Konzentration
auf Menschen mit Altersdemenz, und sie plädiert mittelfristig
für die Umwandlung der Pflegeversicherung zur
Bürgerversicherung.
Renate
Gradistanac unterstrich die Forderung der Gesundheitsministerin,
wonach die Kassen einen Teil der vier Milliarden Euro Mehreinnahmen
per Beitragssenkungen an die Mitglieder zurückgeben sollten.
„Das wünsche ich auch von meiner AOK. Dies ist wichtig
für die Akzeptanz der Gesundheitsreform - den Versicherten
wurden eine stärkere Eigenverantwortlichkeit zugemutet und
Beitragssenkungen in Aussicht gestellt.“ Der AOK-Chef meinte
dazu, dass die AOK Baden-Württemberg alles daransetzten werde,
den Beitrag zu senken. Zunächst müsse aber der
„Schuldenabbau“ geklärt sein. „Auf die
Beitragspolitik der AOK solle immer Verlass sein!“
In
Zusammenhang mit den bislang nicht erfolgten Beitragssenkungen
waren Fälle überhöhter Vorstandsgehälter bei
einigen Kassen öffentlich kritisiert worden. Christian Kratzke
konnte dies für die AOK Freudenstadt entspannt kommentieren:
Mit einem Verwaltungskostensatz von fünf Prozent gehöre
die AOK Baden-Württemberg zu den günstigsten in
Deutschland. Außerdem plädierte er für die
Offenlegung sämtlicher Vorstandgehälter der Unternehmen
im Gesundheitswesen des Bundes, der Länder und der Kommunen.
„Es wäre doch für die Menschen sicher interessant
zu erfahren, wie hoch das Einkommen eines führenden Managers
eines Pharmaunternehmens sei!“
Debatte zum Weltgesundheitstag: Renate Gradistanac im
Gespräch mit AOK-Geschäftsführer (Landkreis
Freudenstadt) Christian Kratzke.
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