6. September
2007
„Verkehrswegeplan auf den Kopf
gestellt“
Gradistanac
schreibt an Minister Rech und wirft dem Land
„kaltschnäuzige Falschspielerei“ vor
„Kaltschnäuzige Falschspielerei“ wirft die
SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac der Landesregierung in
der Verkehrspolitik vor. In einem Brief an Innen- und
Verkehrsminister Heribert Rech fordert sie das Land auf, die Horber
Brücke und Schopflochs Ortsumgehung wie verabredet bis 2010 zu
bauen.
„Der
Investitionsrahmenplan (IRP) 2006-2010 gilt und ist
einzuhalten“, schreibt Gradistanac, „die Brücke
Horb und die Umfahrung Schopfloch sind im laufenden IRP zu bauen,
die Tunnels in Freudenstadt und Calw im folgenden
IRP.“
Damit reagiert
Renate Gradistanac auf die vom Staatsministerium in Stuttgart
vorgelegte Prioritätenliste zum Bau von
Straßenbauprojekten im Land. „Es ist in der
Bevölkerung nicht mehr zu vermitteln, wie die Brücke in
Horb einerseits im vordringlichen Bedarf des
Bundesverkehrswegeplans und im laufenden IRP stehen kann und
gleichzeitig in der Prioritätenliste des Landes nur der
Dringlichkeitsgruppe drei (,angenommene Finanzierung zwischen 2016
und 2025') zugeordnet ist.“
Man sei
versucht, von „kafkaesken Konstellationen und
Strukturen“ zu sprechen. Die Ministerialbürokratie
stelle den Bundesverkehrswegeplan auf den Kopf, begründe
seitenlang Sachzwänge, fege jegliche Verantwortung hinfort und
weise die Schuld der nächst höheren Instanz - dem Bund -
zu. „So kann es munter jahrzehntelang weitergehen. Wozu ein
Fünf-Jahres-Plan, wenn in 15 Jahren nichts gebaut wird? Ich
bin das Possenspiel leid.“
Seit ihrer
Zugehörigkeit zum Deutschen Bundestag, so Gradistanac weiter,
registriere sie eine „unheilvolle Rivalität“
zwischen den Verkehrsministerien von Bund und Land. Auch seit der
Übernahme der Amtsgeschäfte durch Minister Heribert Rech
in Stuttgart habe sich daran nichts geändert. „Dies
wäre dringend nötig“, schreibt die Abgeordnete an
den Minister. „Die Politik braucht Leute, die klare Aussagen
treffen und sich nicht hinter undurchschaubaren
Priorisierungslisten verstecken.“
Wenn der OB
von Horb seinen Rücktritt anbiete und der Bürgermeister
der Stadt Freudenstadt in einem Brief an Minister Rech von
Frustration und Anflüge von Resignation schreibe, spreche dies
für sich. Besonders groß sei die Enttäuschung in
Freudenstadt - noch bei einem Vorort-Termin im Juli des Jahres
hätten Vertreter der Landesregierung den Eindruck erweckt,
dass Freudenstadt auf einen möglichst nahtlosen Bau von
Stuttgarter Straße und Tunnel hoffen dürfe.
„Es gibt
kaum ein anderes politisches Feld wie den Straßenbau, auf dem
die Landesregierung mit den Hoffnungen und Wünschen der
Bevölkerung so kaltschnäuzig und falsch spielt“,
hält Gradistanac Minister Rech vor und nennt als Beispiel den
Calwer Tunnel:
Kurz vor der
Bundestagswahl 2005 habe das Land mit „scheinbar
generöser Geste“ der Stadt Calw eine Vorfinanzierung der
Tunnelplanung zu Lasten der Stadtkasse freigestellt. „Die
positive öffentliche Wirkung bis zum Wahltermin wurde gerne
einkalkuliert. Zwei Jahre später teilt das Land per
Prioritätenliste mehr oder minder deutlich mit, dass mit einem
Calwer Tunnel vor 2025 kaum zu rechnen sein
werde.“
Abschließend fordert die Abgeordnete den Minister
nochmals auf, die Projekte Horb und Schopfloch bis 2010 zu
realisieren. „Wie Ihnen bekannt ist, wurde die Region
jahrzehntelang vernachlässigt.“ Davon zeugten nicht nur
die weiteren in der Prioritätenliste vermerkten „offenen
Baustellen“, wie die Ortsumfahrung Loßburg, die
Verlegungen der B 462 in Baiersbronn und Schwarzenberg sowie Ausbau
des B 28 neu-Abschnitts Rauher Stich bei Horb.
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